Im Sommer 2022 bin ich wegen einer Thrombose im Bein ins Krankenhaus gekommen. Während der OP hat man dann festgestellt, dass ich zwei Herzinfarkte gehabt haben muss, diese aber nicht bemerkt habe. Dadurch, dass die Koronargefäße zu waren, ist eine Herzinsuffizienz entstanden. Dann wurde zunächst die Thrombose aus dem Bein entfernt und danach bin ich direkt ins Herzzentrum gekommen. Dort sollte dann erst ein Bypass gelegt werden, aber aufgrund der Tatsache, dass das Herz schon zu schwach war, war das nicht mehr möglich und dann hat man mir das LVAD eingesetzt. Es ist alles reibungslos verlaufen. Ich war dann zwei Tage auf der Intensivstation, zwei Tage lang auf der Überwachungsstation und nach vier Tagen bin ich direkt auf die Normalstation gekommen. Ich kam auch recht schnell wieder auf die Beine. Schon nach etwa einer Woche bin ich wieder rumgelaufen. Am 15 August 2022 habe ich das LVAD bekommen und bin Ende August dann schon in die Reha gekommen. Es gibt wirklich jeden Tag besser. Das Einzige, was mich beschäftigt hat, war die Tatsache, dass es mich überhaupt getroffen hat, dass es mich so von heute auf morgen aus meinem Leben herausgerissen hat.
Vom LKW in die Klinik
Ich bin Berufskraftfahrer und das ist jetzt natürlich nicht mehr möglich. Im Januar bin ich dann nochmals in der Reha gewesen und danach hat mich die Rentenversicherung leider komplett aus dem Verkehr gezogen. Sprich, dass ich nicht mehr LKW fahren darf. Ich versuche aber natürlich, darauf hinzuarbeiten, dass ich das wieder kann. Ich versuche einfach sehr viel dafür zu tun, dass sie das LVAD wieder herausnehmen. Das ist so mein Strohhalm, an den ich mich klammere. Es hat sich auch schon viel verbessert. Als die Thrombose operiert wurde, hatte ich nur noch 20% Herzleistung. Durch Medikamente habe ich es dann geschafft, wieder auf 25% zu kommen und nachdem das LVAD eingesetzt wurde, haben sie bei der Kontrolluntersuchung, dem halbjährlichen TÜV wie ich es nenne, festgestellt, dass sich das Herz schon wieder auf 35% erholt hat. Sie konnten es wohl noch nicht mit 100%iger Sicherheit bestätigen, aber es sieht wohl auf dem Ultraschall so aus, als wäre alles auf dem Weg der Besserung. Und das ist natürlich ein Ansporn. Ich versuche jetzt viel Sport zu machen, was ich vorher nicht getan habe. Ich war halt als Kraftfahrer den ganzen Tag unterwegs und da hatte ich, auf gut Deutsch gesagt, keinen Bock darauf, Sport zu machen. Ich habe halt alles etwas schleifen lassen und deswegen ist es aber wahrscheinlich auch so weit gekommen.
Was mich am meisten stört, ist diese Tasche. Gerade jetzt im Sommer, wo es so heiß ist, ist es mit der Tasche eine Qual. Ich habe ja jetzt die GerHeart Hemden. Gleich als sie ankamen, habe ich mir das Video auf der Internetseite angesehen und das Anziehen hat auf Anhieb geklappt. Ich habe mich direkt wie ein anderer Mensch gefühlt, war sofort wie befreit. Klar, man hat die Akkus an der Seite und der Controller ist natürlich auch immer noch da, aber es war einfach wieder ein ganz anderes Gefühl. Endlich nicht mehr auf einer Seite runterzuhängen wegen der Tasche. Wenn man das den ganzen Tag so tragen muss, ist die Tasche schon sehr belastend.
Ich möchte, dass das Gerät wieder rauskommt
Ich habe zwei Kinder und bin verheiratet und möchte einfach auch, dass das Gerät wieder rauskommt. Meine Chancen stehen in Anführungszeichen ganz gut. Vor zwei Wochen hatte ich dann wieder den besagten TÜV, dort wurde ein Schluckecho gemacht, um genau zu schauen, wie sich das Herz erholt hat. Der Arzt sagte, dass die linke Herzkammer schon wieder vernünftig pumpt. Zur Leistung haben sie noch nicht konkret etwas gesagt. Ich habe auch keinerlei Probleme mit der Driveline. Und jetzt mit den Hemden bin ich schon wieder Fahrrad gefahren, war damit im Fitness-Studio. Das ist einfach super. Es ist echt das Beste, was ich machen konnte. Ich habe ja auch diese Holster-Taschen ausprobiert, die man dazu bekommt. Aber damit sah ich aus wie ein Sci-Borg und es war auch so kompliziert, die Geräte da reinzufummeln. Ich hatte mir von einer Dame in Siegburg, in dem Krankenhaus, in dem das LVAD eingesetzt wurde, mal zeigen lassen, und damit trainiert, aber dann hätte sie immer zu mir kommen müssen, um mir beim Anziehen zu helfen.
Und dann bin ich auf Euch gestoßen. Wir haben in Siegburg so eine Gruppe und dort ist ein anderer Patient, der hat die GerHeart Hemden auch und hat mir das gezeigt. Und dann hab ich mich sofort entschlossen, das auch zu ordern. Mit der Krankenkasse ging das ja ruckzuck. Ich glaube ein oder zwei Wochen und dann war das Thema eingetütet. Die Krankenkasse hat mir auch zugesichert, dass ich auch neue Hemden bekomme, wenn ich sie brauche. Die Dame, die den Fall bei der Krankenkasse bearbeitet hat, hat selbst mal in ein VAD-Ambulanz gearbeitet und war da sehr aufgeschlossen. Auch den Transportkoffer für die LVAD-Geräte für Reisen hat mir die Krankenkasse bezahlt. Wir verreisen innerhalb Deutschlands. Dieses Jahr im Herbst wollen wir dann nach Norddeich verreisen und ich werde dann testen, wie das funktioniert. Ich habe bisher keine Komplikationen, hatte bisher noch nie einen Alarm. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, warum ich das Gerät bekommen habe. Vielleicht bin ich ja eine Art Versuchskaninchen (lacht). Ich habe keinerlei Beschwerden. Das Einzige, was ich mal hatte, waren Probleme mit dem Blutdruck. Ich hatte Kopfschmerzen und mir wurde schwindelig, aber das war das Einzige. Dann kam ich ins Krankenhaus, dort hat man dann meinen Blutdruck gemessen – was je eigentlich bei LVAD-Patienten gar nicht geht. Meinen Plus fühle ich ja auch.
Angebunden bin ich ja auch in Siegburg und die machen dort auch den Verbandswechsel. Klar, meine Frau könnte das machen, sie war ja auch bei einer Schulung dabei, aber ich möchte sie so wenig wie möglich damit belasten. In Siegburg wird dann einmal in der Woche der Verbandswechsel gemacht. Sie bekleben das dann mit so einer Duschfolie. Also ich kann auch duschen gehen, wenn ich das möchte. Und ich hab bis jetzt auch noch keine Probleme gehabt, dass es entzündet gewesen wäre oder weh tat. Also, Toi,Toi, Toi.
Wie mein Leben jetzt aussieht
Jetzt beschäftige ich mich viel mit meinen Kindern. Ich hole vieles nach, was ich in den vergangenen Jahren verpasst habe. Ich beschäftige mich mit Dingen, die ich vorher nicht gemacht habe: ich fahre viel Fahrrad, gehe ins Fitness-Studio, unterstütze meinen Chef, wenn er mal eine Aushilfe braucht, weil ich ja vom Fach bin. Ansonsten ruhe ich mich ein bisschen aus und genieße die Zeit. Ich bin jetzt 47 und es ist für mich ein bisschen zu früh um in Rente zu gehen. Ich möchte es eigentlich nicht, aber was soll ich machen? Es ist halt erstmal so. Und so lange das Gerät drin ist, geht vieles nicht.
Klar, jetzt, wo ich das Hemd habe, würde ich es mir zutrauen, auch wieder LKW zu fahren. Im PKW habe ich es ausprobiert mit der Tasche und das war eine Katastrophe. Es geht, aber es ist wirklich umständlich. Aber mit dem GerHeart ist es so, als wenn das gar nicht da ist. Vorher habe ich wirklich Tage gehabt, an denen hätte ich die Tasche mit dem ganzen Equipment am liebsten genommen, das Kabel abgeschnitten und alles aus dem Fenster geworfen. Es machte mich fertig und ich weiß nicht, warum. Aber dann sage ich mir „du musst nach vorne gucken!“.
Ich habe Kinder und die werden auch irgendwann mal Kinder haben. Opa werden will ich auch und dann versucht man natürlich einiges daran zu setzen, dass es auch so kommt. Und durch das Hemd ist einfach alles viel einfacher. Ich kann auch wieder viel mehr zu Hause machen. Es ist nicht mehr so, dass ich mich nach vorne bücke und die Tasche nach vorne schießt und ich denke, jetzt reißt das Kabel ab und die Tasche fliegt wer weiß wohin. Und das habe ich jetzt nicht mehr. Ich hab die manchmal auf dem Rücken hängen gehabt, weil die Tasche so nervt. Oder auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Da hab ich immer Angst gehabt, dass einer in dem Kabel hängenbleibt. Oder wenn dir einer die Tasche aus der Hand reißt, weil er glaubt, da sind wer weiß wie viele Millionen drin. Man weiß ja nicht, was manche Leute sich da zusammenreimen.
Jetzt mache ich wie gesagt viel Sport. Ich versuche, es ein bisschen auszureizen und ich schlafe jetzt auch viel besser. Ich bin jetzt auch an der Listung dran und würde es auch tun, wenn es nicht anders geht, aber es würde ja nicht von heute auf morgen funktionieren. Wenn aber der Entschluss von meinem Kardiologen kommt, dass ich das alles nicht mehr brauche, dann ist es mir natürlich, wie jedem anderen wahrscheinlich auch, lieber, dass die Pumpe wieder rauskommt. Ich habe ja wirklich viele Geschichten von anderen gehört. Leute, die über Wochen und Monate im Koma gelegen haben. Aber das alles habe ich ja gar nicht gehabt. Ich bin ja morgens zur Arbeit gefahren und hatte dann Schmerzen im Bein. Es war wie Muskelkater. Aber ich habe gedacht, dass ich an diesem Muskelkater sterben müsste. Ich hatte solche Schmerzen und es hörte nicht auf. Ich wusste ja nicht, was es ist. Im Krankenhaus hat man es mir dann ja gesagt. Die Vermutung ist auch, dass es erst durch die Herzschwäche zu der Thrombose gekommen ist. Im linken Ventrikel hatte ich ja sogar noch einen Thrombus. Den haben sie herausgeholt, als sie das LVAD eingesetzt haben. Sie haben mir vorher ganz klar gesagt, dass man nicht weiß, wie lange es ohne das LVAD gutgeht. Drei Tage, drei Wochen, drei Monate. Man weiß es nicht. Dann habe ich mich schon allein wegen der Kinder dafür entschieden, es machen zu lassen.
Ich kann nur von mir reden, aber ich bin froh, dass ich die Probleme, die andere hatten, bisher alle nicht hatte. Ich kann nur auf Holz klopfen, dass es bei mir alles nicht so schlimm war. Es ist schon schlimm genug, dass man überhaupt ein LVAD bekommt. Was mich wirklich stört, ist, dass ich jetzt im Sommer nicht mehr mit den Kindern schwimmen gehen kann. Ich bin früher sehr gerne geschwommen und dass man da jetzt so eingeschränkt ist, ist schon wirklich sehr schade.
Ein zweiter Geburtstag
Und auch, wenn es bei mir nicht so krass war, ist es schon so wie einer zweiter Geburtstag. Einige sagen ja, das Gerät darf nicht dein Leben bestimmen, aber man darf auch nicht vergessen, dass man stark eingeschränkt ist. Es ist ja nicht so, dass ich so lebe, wie jemand, der es nicht hat. Man merkt das dann schon bei alltäglicher Belastung, dass man seine Grenzen auch schnell erreicht. Die hat man als gesunder Mensch ja gar nicht so schnell erreicht, wie wir als LVAD-Träger. Also ich kann ja nur von mir sprechen, aber wenn ich Sport mache, merke ich schon, dass die Kondition sehr schnell nachlässt. Früher, so mit Zwanzig war das ja nicht so. Da habe ich einfach weitergemacht. Da war es mir egal, dass ich nachher tot umgefallen bin. Das kann ich jetzt nicht mehr. Ich versuche zwar, da hin zu kommen, aber dann merke ich „oh, jetzt muss ich eine Pause machen und aufhören“. Ich weiß nicht, wie es sonst ausgehen würde. Aber das muss ich ja auch nicht ausprobieren. Klar soll man an seine Grenzen gehen, damit der Muskel auch trainiert wird, aber man sollte nicht darüber hinausgehen.
Ich kenne sogar jemanden aus meiner Gruppe im Herzzentrum, bei dem haben sie nach 5 Jahren die Pumpe wieder herausgenommen. Es kommt zwar nicht oft vor, aber es war sogar im Fernsehen.

Im Februar 2023 jährte sich die Implantation meines LVAD zum vierten Mal. Wenige Wochen zuvor feierte ich mit meiner Familie meinen 75. Geburtstag. Es ist unglaublich, wie die Zeit seit der Implantation vergangen ist und wie viele schöne Momente ich seitdem erleben durfte. Leicht wurde es mir dabei aber nicht gemacht.
Im April 2019 spürte ich bei einem Urlaub mit dem Wohnmobil am Garda-See/Italien während einer Wanderung auf einmal eine Körperschwäche. Nach einer Pause ging es mir besser, doch ich entschied für den Rückweg zum Campingplatz einen Bus zu nehmen.


Und erneut liegt ein Jahr ganz im Zeichen von Corona hinter uns.