Frank liebt es, zu reiten und lässt sich diese Freude auch durch sein LVAD nicht nehmen. Mit dem GerHeart LVAD-Hemd hat er Akkus und Controller immer dicht und sicher direkt am Körper verstaut.
Hier haben wir für dich einige Informationen rund um das Leben mit einem LVAD und dem GerHeart LVAD Hemd gesammelt.
Frank liebt es, zu reiten und lässt sich diese Freude auch durch sein LVAD nicht nehmen. Mit dem GerHeart LVAD-Hemd hat er Akkus und Controller immer dicht und sicher direkt am Körper verstaut.
Vor der Operation stehen viele Patienten und ihre Angehörigen vor der Frage, was genau eigentlich ein LVAD ist.
Kurz gesagt ist ein LVAD wie das HeartMate 3™ ein kleines Gerät, das einem Patienten oder einer Patientin implantiert werden kann, um die Pumpfunktion des Herzens und die Blutzirkulation im Körper zu unterstützen, wenn ihr Herz
zu schwach ist, um von sich aus für einen angemessenen Blutkreislauf zu sorgen.
Zu diesem Gerät gehört ein ganzes System bestehend aus der Pumpe, die an die linke Herzhälfte angeschlossen wird und das Blut vom Herzen durch den ganzen Körper pumpt.
Angetrieben wird die Pumpe über zwei Akkus, die bis zu 17 Stunden ununterbrochene Stromversorgung liefern und täglich getauscht werden müssen.
Betrieben und gesteuert wird die Pumpe über den System-Controller.
Ein unverzichtbares Element des Systems ist die Driveline. Sie überträgt den Strom von den Akkus an die Herzpumpe. Und sie ermöglicht gleichzeitig den Datenaustausch zwischen dem System-Controller und der Herzpumpe.
Sowohl die Akkus, als auch der Controller befinden sich außerhalb des Körpers, sind aber über die Driveline untrennbar mit dem Patienten oder der Patientin verbunden.
Um diese sogenannten Peripherie-Geräte sicher und komfortabel mit sich führen zu können, haben wir das GerHeart LVAD-Hemd entwickelt. Hier erfährst du, wie genau das GerHeart entstanden ist, und auf diesen Bildern und Videos erklären wir dir, wie man es einsetzt.
Einen guten Einblick in die Thematik liefert diese Broschüre der Firma Abbott.
Und wie das Leben mit dem LVAD konkret sein kann, erfährst du hier.
Im Sommer 2022 bin ich wegen einer Thrombose im Bein ins Krankenhaus gekommen. Während der OP hat man dann festgestellt, dass ich zwei Herzinfarkte gehabt haben muss, diese aber nicht bemerkt habe. Dadurch, dass die Koronargefäße zu waren, ist eine Herzinsuffizienz entstanden. Dann wurde zunächst die Thrombose aus dem Bein entfernt und danach bin ich direkt ins Herzzentrum gekommen. Dort sollte dann erst ein Bypass gelegt werden, aber aufgrund der Tatsache, dass das Herz schon zu schwach war, war das nicht mehr möglich und dann hat man mir das LVAD eingesetzt. Es ist alles reibungslos verlaufen. Ich war dann zwei Tage auf der Intensivstation, zwei Tage lang auf der Überwachungsstation und nach vier Tagen bin ich direkt auf die Normalstation gekommen. Ich kam auch recht schnell wieder auf die Beine. Schon nach etwa einer Woche bin ich wieder rumgelaufen. Am 15 August 2022 habe ich das LVAD bekommen und bin Ende August dann schon in die Reha gekommen. Es gibt wirklich jeden Tag besser. Das Einzige, was mich beschäftigt hat, war die Tatsache, dass es mich überhaupt getroffen hat, dass es mich so von heute auf morgen aus meinem Leben herausgerissen hat.
Ich bin Berufskraftfahrer und das ist jetzt natürlich nicht mehr möglich. Im Januar bin ich dann nochmals in der Reha gewesen und danach hat mich die Rentenversicherung leider komplett aus dem Verkehr gezogen. Sprich, dass ich nicht mehr LKW fahren darf. Ich versuche aber natürlich, darauf hinzuarbeiten, dass ich das wieder kann. Ich versuche einfach sehr viel dafür zu tun, dass sie das LVAD wieder herausnehmen. Das ist so mein Strohhalm, an den ich mich klammere. Es hat sich auch schon viel verbessert. Als die Thrombose operiert wurde, hatte ich nur noch 20% Herzleistung. Durch Medikamente habe ich es dann geschafft, wieder auf 25% zu kommen und nachdem das LVAD eingesetzt wurde, haben sie bei der Kontrolluntersuchung, dem halbjährlichen TÜV wie ich es nenne, festgestellt, dass sich das Herz schon wieder auf 35% erholt hat. Sie konnten es wohl noch nicht mit 100%iger Sicherheit bestätigen, aber es sieht wohl auf dem Ultraschall so aus, als wäre alles auf dem Weg der Besserung. Und das ist natürlich ein Ansporn. Ich versuche jetzt viel Sport zu machen, was ich vorher nicht getan habe. Ich war halt als Kraftfahrer den ganzen Tag unterwegs und da hatte ich, auf gut Deutsch gesagt, keinen Bock darauf, Sport zu machen. Ich habe halt alles etwas schleifen lassen und deswegen ist es aber wahrscheinlich auch so weit gekommen.
Was mich am meisten stört, ist diese Tasche. Gerade jetzt im Sommer, wo es so heiß ist, ist es mit der Tasche eine Qual. Ich habe ja jetzt die GerHeart Hemden. Gleich als sie ankamen, habe ich mir das Video auf der Internetseite angesehen und das Anziehen hat auf Anhieb geklappt. Ich habe mich direkt wie ein anderer Mensch gefühlt, war sofort wie befreit. Klar, man hat die Akkus an der Seite und der Controller ist natürlich auch immer noch da, aber es war einfach wieder ein ganz anderes Gefühl. Endlich nicht mehr auf einer Seite runterzuhängen wegen der Tasche. Wenn man das den ganzen Tag so tragen muss, ist die Tasche schon sehr belastend.
Ich habe zwei Kinder und bin verheiratet und möchte einfach auch, dass das Gerät wieder rauskommt. Meine Chancen stehen in Anführungszeichen ganz gut. Vor zwei Wochen hatte ich dann wieder den besagten TÜV, dort wurde ein Schluckecho gemacht, um genau zu schauen, wie sich das Herz erholt hat. Der Arzt sagte, dass die linke Herzkammer schon wieder vernünftig pumpt. Zur Leistung haben sie noch nicht konkret etwas gesagt. Ich habe auch keinerlei Probleme mit der Driveline. Und jetzt mit den Hemden bin ich schon wieder Fahrrad gefahren, war damit im Fitness-Studio. Das ist einfach super. Es ist echt das Beste, was ich machen konnte. Ich habe ja auch diese Holster-Taschen ausprobiert, die man dazu bekommt. Aber damit sah ich aus wie ein Sci-Borg und es war auch so kompliziert, die Geräte da reinzufummeln. Ich hatte mir von einer Dame in Siegburg, in dem Krankenhaus, in dem das LVAD eingesetzt wurde, mal zeigen lassen, und damit trainiert, aber dann hätte sie immer zu mir kommen müssen, um mir beim Anziehen zu helfen.
Und dann bin ich auf Euch gestoßen. Wir haben in Siegburg so eine Gruppe und dort ist ein anderer Patient, der hat die GerHeart Hemden auch und hat mir das gezeigt. Und dann hab ich mich sofort entschlossen, das auch zu ordern. Mit der Krankenkasse ging das ja ruckzuck. Ich glaube ein oder zwei Wochen und dann war das Thema eingetütet. Die Krankenkasse hat mir auch zugesichert, dass ich auch neue Hemden bekomme, wenn ich sie brauche. Die Dame, die den Fall bei der Krankenkasse bearbeitet hat, hat selbst mal in ein VAD-Ambulanz gearbeitet und war da sehr aufgeschlossen. Auch den Transportkoffer für die LVAD-Geräte für Reisen hat mir die Krankenkasse bezahlt. Wir verreisen innerhalb Deutschlands. Dieses Jahr im Herbst wollen wir dann nach Norddeich verreisen und ich werde dann testen, wie das funktioniert. Ich habe bisher keine Komplikationen, hatte bisher noch nie einen Alarm. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, warum ich das Gerät bekommen habe. Vielleicht bin ich ja eine Art Versuchskaninchen (lacht). Ich habe keinerlei Beschwerden. Das Einzige, was ich mal hatte, waren Probleme mit dem Blutdruck. Ich hatte Kopfschmerzen und mir wurde schwindelig, aber das war das Einzige. Dann kam ich ins Krankenhaus, dort hat man dann meinen Blutdruck gemessen – was je eigentlich bei LVAD-Patienten gar nicht geht. Meinen Plus fühle ich ja auch.
Angebunden bin ich ja auch in Siegburg und die machen dort auch den Verbandswechsel. Klar, meine Frau könnte das machen, sie war ja auch bei einer Schulung dabei, aber ich möchte sie so wenig wie möglich damit belasten. In Siegburg wird dann einmal in der Woche der Verbandswechsel gemacht. Sie bekleben das dann mit so einer Duschfolie. Also ich kann auch duschen gehen, wenn ich das möchte. Und ich hab bis jetzt auch noch keine Probleme gehabt, dass es entzündet gewesen wäre oder weh tat. Also, Toi,Toi, Toi.
Jetzt beschäftige ich mich viel mit meinen Kindern. Ich hole vieles nach, was ich in den vergangenen Jahren verpasst habe. Ich beschäftige mich mit Dingen, die ich vorher nicht gemacht habe: ich fahre viel Fahrrad, gehe ins Fitness-Studio, unterstütze meinen Chef, wenn er mal eine Aushilfe braucht, weil ich ja vom Fach bin. Ansonsten ruhe ich mich ein bisschen aus und genieße die Zeit. Ich bin jetzt 47 und es ist für mich ein bisschen zu früh um in Rente zu gehen. Ich möchte es eigentlich nicht, aber was soll ich machen? Es ist halt erstmal so. Und so lange das Gerät drin ist, geht vieles nicht.
Klar, jetzt, wo ich das Hemd habe, würde ich es mir zutrauen, auch wieder LKW zu fahren. Im PKW habe ich es ausprobiert mit der Tasche und das war eine Katastrophe. Es geht, aber es ist wirklich umständlich. Aber mit dem GerHeart ist es so, als wenn das gar nicht da ist. Vorher habe ich wirklich Tage gehabt, an denen hätte ich die Tasche mit dem ganzen Equipment am liebsten genommen, das Kabel abgeschnitten und alles aus dem Fenster geworfen. Es machte mich fertig und ich weiß nicht, warum. Aber dann sage ich mir „du musst nach vorne gucken!“.
Ich habe Kinder und die werden auch irgendwann mal Kinder haben. Opa werden will ich auch und dann versucht man natürlich einiges daran zu setzen, dass es auch so kommt. Und durch das Hemd ist einfach alles viel einfacher. Ich kann auch wieder viel mehr zu Hause machen. Es ist nicht mehr so, dass ich mich nach vorne bücke und die Tasche nach vorne schießt und ich denke, jetzt reißt das Kabel ab und die Tasche fliegt wer weiß wohin. Und das habe ich jetzt nicht mehr. Ich hab die manchmal auf dem Rücken hängen gehabt, weil die Tasche so nervt. Oder auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Da hab ich immer Angst gehabt, dass einer in dem Kabel hängenbleibt. Oder wenn dir einer die Tasche aus der Hand reißt, weil er glaubt, da sind wer weiß wie viele Millionen drin. Man weiß ja nicht, was manche Leute sich da zusammenreimen.
Jetzt mache ich wie gesagt viel Sport. Ich versuche, es ein bisschen auszureizen und ich schlafe jetzt auch viel besser. Ich bin jetzt auch an der Listung dran und würde es auch tun, wenn es nicht anders geht, aber es würde ja nicht von heute auf morgen funktionieren. Wenn aber der Entschluss von meinem Kardiologen kommt, dass ich das alles nicht mehr brauche, dann ist es mir natürlich, wie jedem anderen wahrscheinlich auch, lieber, dass die Pumpe wieder rauskommt. Ich habe ja wirklich viele Geschichten von anderen gehört. Leute, die über Wochen und Monate im Koma gelegen haben. Aber das alles habe ich ja gar nicht gehabt. Ich bin ja morgens zur Arbeit gefahren und hatte dann Schmerzen im Bein. Es war wie Muskelkater. Aber ich habe gedacht, dass ich an diesem Muskelkater sterben müsste. Ich hatte solche Schmerzen und es hörte nicht auf. Ich wusste ja nicht, was es ist. Im Krankenhaus hat man es mir dann ja gesagt. Die Vermutung ist auch, dass es erst durch die Herzschwäche zu der Thrombose gekommen ist. Im linken Ventrikel hatte ich ja sogar noch einen Thrombus. Den haben sie herausgeholt, als sie das LVAD eingesetzt haben. Sie haben mir vorher ganz klar gesagt, dass man nicht weiß, wie lange es ohne das LVAD gutgeht. Drei Tage, drei Wochen, drei Monate. Man weiß es nicht. Dann habe ich mich schon allein wegen der Kinder dafür entschieden, es machen zu lassen.
Ich kann nur von mir reden, aber ich bin froh, dass ich die Probleme, die andere hatten, bisher alle nicht hatte. Ich kann nur auf Holz klopfen, dass es bei mir alles nicht so schlimm war. Es ist schon schlimm genug, dass man überhaupt ein LVAD bekommt. Was mich wirklich stört, ist, dass ich jetzt im Sommer nicht mehr mit den Kindern schwimmen gehen kann. Ich bin früher sehr gerne geschwommen und dass man da jetzt so eingeschränkt ist, ist schon wirklich sehr schade.
Und auch, wenn es bei mir nicht so krass war, ist es schon so wie einer zweiter Geburtstag. Einige sagen ja, das Gerät darf nicht dein Leben bestimmen, aber man darf auch nicht vergessen, dass man stark eingeschränkt ist. Es ist ja nicht so, dass ich so lebe, wie jemand, der es nicht hat. Man merkt das dann schon bei alltäglicher Belastung, dass man seine Grenzen auch schnell erreicht. Die hat man als gesunder Mensch ja gar nicht so schnell erreicht, wie wir als LVAD-Träger. Also ich kann ja nur von mir sprechen, aber wenn ich Sport mache, merke ich schon, dass die Kondition sehr schnell nachlässt. Früher, so mit Zwanzig war das ja nicht so. Da habe ich einfach weitergemacht. Da war es mir egal, dass ich nachher tot umgefallen bin. Das kann ich jetzt nicht mehr. Ich versuche zwar, da hin zu kommen, aber dann merke ich „oh, jetzt muss ich eine Pause machen und aufhören“. Ich weiß nicht, wie es sonst ausgehen würde. Aber das muss ich ja auch nicht ausprobieren. Klar soll man an seine Grenzen gehen, damit der Muskel auch trainiert wird, aber man sollte nicht darüber hinausgehen.
Ich kenne sogar jemanden aus meiner Gruppe im Herzzentrum, bei dem haben sie nach 5 Jahren die Pumpe wieder herausgenommen. Es kommt zwar nicht oft vor, aber es war sogar im Fernsehen.
Im Februar 2023 jährte sich die Implantation meines LVAD zum vierten Mal. Wenige Wochen zuvor feierte ich mit meiner Familie meinen 75. Geburtstag. Es ist unglaublich, wie die Zeit seit der Implantation vergangen ist und wie viele schöne Momente ich seitdem erleben durfte. Leicht wurde es mir dabei aber nicht gemacht.
Alles begann im Jahr 2012 als ich mich über den Tropf-Zugang im Krankenhaus mit einem multiresistenten Keim ansteckte. Der Krankenhausaufenthalt selbst wurde eigentlich durch einen eigentlich recht harmlosen Kreislaufkollaps verursacht. Ich verlor allerdings fast meinen Arm und kämpfte viele, viele Wochen gegen den Keim. Aus der anschließenden Reha, die dem monatelangen Kampf gegen den Keim folgte, kam ich gleich wieder ins Krankenhaus, um einen Herzschrittmacher und einen Defibrillator zu bekommen. Ich erholte mich ganz gut von dem Eingriff und genoss mein Leben als Rentner. Langsam, aber stetig ging es dann aber körperlich bergab. Ich bekam Atemnot. Ernst nur unter Anstrengung, dann auch in Ruhe. Meine Füße wurden ständig dick, ich war müde und abgeschlagen. Es dauerte jedoch noch eine ganze Weile, bis nach zahlreichen hanebüchenen Fehldiagnosen die Diagnose der finalen Herzinsuffizienz gestellt wurde. Es war ein Schock, aber angesichts meines damaligen körperlichen Zustandes eigentlich irgendwie naheliegend. Die Ärzte konfrontierten uns relativ bald mit der Aussicht, dass meine einzige Chance in einem Herzunterstützungssystem in Form des LVAD bestand. Gemeinsam mit meiner Familie haben wir fieberhaft überlegt, was wir tun sollten. Wir hatten doch so wenige Informationen und alle waren sehr verunsichert. Irgendwann war aber klar, dass es eigentlich keine Alternative mehr gab und so begannen die umfangreichen Voruntersuchungen. Und dann kam der Tag der Operation. Die Operation selbst verlief laut Aussage der behandelnden Ärzte sehr gut. Trotzdem sollten die nächsten 6 Monate die schlimmsten Monate meines Lebens werden. Beatmet durch ein Tracheostoma konnte ich monatelang nicht sprechen, essen oder trinken. Ich war zunächst wochenlang vollkommen ans Bett gefesselt und die Mobilisierung ging nur langsam voran. Ich kämpfte jeden Tag, denn ich wollte wieder bei meiner Familie sein. Meine Frau war in dieser Zeit jeden Tag bei mir im Krankenhaus. An jedem Tag war sie gut 2 Stunden unterwegs, um mir Kraft zu geben, sich täglich mit den Ärzten und dem Pflegepersonal auszutauschen und sich um all das zu kümmern, um das ich mich gerade nicht kümmern konnte.
Sowohl für meine Frau, als auch für meine Kinder und Schwiegerkinder war es eine wirklich schwere Zeit, die uns letztlich aber noch viel näher zusammengebracht hat. Wir haben uns schon immer gut verstanden und ich wusste diesen Zusammenhalt bereits früher sehr zu schätzen, aber meine Familie so zu erleben, hat mir jeden Tag die Kraft gegeben, zu kämpfen.
Im Winter 2019 war ich dann endlich wieder so weit hergestellt, dass wir unser erstes Weihnachten als LVAD-Familie feiern konnten. Wir alle fanden uns langsam in dem neuen Alltag zurecht und entwickelten neue Routinen, um den Anforderungen des neuen Lebens gerecht zu werden.
Eine ganze Weile lang war alles ganz wunderbar. Und dann kam Corona. Über lange Zeit konnten wir uns nicht mit unserer Familie treffen. Die Quarantäne und die Angst vor einer Infektion mit dem neuartigen Virus machte uns sehr zu schaffen. Und dann wurden auch noch meine Augen langsam aber stetig schlechter. Irgendwann war es dann soweit und ich erhielt die Diagnose grauer Star. Durch das LVAD und die Blutverdünner war dieser sonst so einfache Routine-Eingriff natürlich leider abermals eine aufwändige Geschichte. Aber auch das habe ich während der ganzen Corona-Krise hinter mich gebracht. Mit neuer Sehkraft ausgestattet genoss ich die Zeit mit der Familie, unseren wunderbaren Garten und den Alltag als Rentner. Aber auch diese Zeit sollte mich wieder auf eine Probe stellen und so wurde im Mai 2022 Krebs bei mir diagnostiziert. 3 komplikationsreiche Operationen und eine Chemo-Therapie musste ich über mich ergehen lassen. 3 lange Monate im Krankenhaus. Die Blumen in unserem schönen Garten konnte ich nur auf Fotos sehen. Doch auch in dieser Zeit war meine Frau jeden Tag bei mir. Trotz all der Schmerzen und der Anstrengungen fand ich auch in dieser Zeit wieder all die Kraft, die ich brauchte, um die Strapazen durchzustehen, in meiner Familie. Ihre Besuche, das gemeinsame Eis-Essen mit meiner Frau auf der Sonnenterrasse des Krankenhauses – all das gab mir die Kraft, weiterzumachen. Nach überstandener Corona-Infektion während der Chemo-Therapie konnten wir im Dezember 2022 nach 2 Jahren Corona-bedingtem Besuchsverbot endlich wieder ein Weihnachtsfest mit der ganzen Familie feiern. Meine Frau, Kinder, Schwiegerkinder und Enkel bei mir haben zu können, war das größte Geschenk.
Im Januar feierte ich dann gemeinsam mit ihnen meinen 75. Geburtstag. Eine Feier, die ohne das LVAD ganz sicher nicht möglich gewesen wäre.

Ich bin jetzt 64 und die ganze Sche… hat angefangen, da war ich 36. Da hatte ich meinen ersten Herzinfarkt und die Ärzte haben mich leider nicht gut behandelt. Ich hatte also einen Haufen Narben auf dem Herzen. Sie haben mich dann aber soweit wiederhergestellt und dann ging alles 5 Jahre gut und dann kam der nächste Herzinfarkt. In der Zwischenzeit haben sie mir auch einen Defi eingebaut. Der hat nie ausgeschlagen. Alles okay soweit. Dann war der aus, der Defi und dann musste ja ein neuer rein. Und den Defi haben sie dann auch wieder eingebastelt und der hat nur Mist gebaut: er hat ausgeschlagen, wenn er nicht ausschlagen sollte. Dann bin ich in eine Klinik gekommen, wo sie versucht haben, das Gerät wieder rauszuholen und dabei haben sie dann ein Kabel zerrissen. Das schwirrte dann tatsächlich in meinem Herzen rum. Sie haben dann nur gesagt: „Nee, nee, da wollen wir nicht ran – schicken wir sie in eine andere Klinik. “ Und die Ärzte dort haben das dann geschafft nach drei Versuchen endlich das Kabel aus dem Herzen herauszukriegen. Dann haben sie wieder einen neuen Defi eingebaut und dann ging es ein paar Jahre gut. Bis zum November 2021.
Da hab ich auf einmal so ein Herzflattern gekriegt. Mit 160er Puls. Dann hat mein Mann gesagt „Ich bring dich jetzt in die Klinik“. Also haben sie mich in die Klinik gebracht, dort unter Narkose das Herz geschockt und dann haben sie mich wieder in die Klinik gebracht. Dort haben sie mir dann zwei Stends eingesetzt, die leider nicht reindurften, wie ich hinterher erfahren habe. Sozusagen „Pfusch am Bau“, also Ärztepfusch. Sie haben dann gesagt, dass sie mir nicht weiterhelfen können und ich bekomme dann noch aus einer anderen Klinik Post, dass ich zur Ablation kommen soll. Das war im November 2021. Am 31. Januar 2022 hat mein Mann mich in die andere Klinik gebracht und dann fing die ganze Sache an. Am 31. haben sie die erste Ablation gemacht. Die ging schief. Von da ab weiß ich nichts mehr. Ab Mitte März weiß ich dann wieder was. Meine Familie erzählte mir dann alles stückchenweise.
Und dann haben sie mich in die Reha geschickt. Dort war ich dann vier Wochen. Danach bin ich wieder nach Hause gekommen und dann war ich genau drei Wochen und drei Tage zu Hause und dann habe ich zu meinem Mann gesagt „Du kannst den Notarzt rufen, ich hab schon wieder einen so hohen Puls“. Und dann kamen sie und mein Mann hat ihnen den Brief aus der zweiten Klinik gezeigt. Dann sagten sie, dass sie mich nicht mitnehmen wollen, weil es ihnen zu gefährlich ist. Sie sagten, dass ich dann nicht mehr nach Hause kommen würde, das sei so sicher wie das Amen in der Kirche. Sie haben dann die Luftrettung gerufen und ich durfte dann mit dem Hubschrauber in die zweite Klinik fliegen. Das war am 22. Mai. Am Geburtstag von unserem Enkelkind.
Und am 25. Mai haben sie mir meine Elli eingebaut. Das war so im Groben mein Werdegang.
Da gab es dann auch noch so ein paar Geschichtchen wie zum Beispiel die hier: Wir waren mal gemeinsam essen und dann hatte ich meine Elli im Rucksack. Den Rucksack hatte ich dann auf einem anderen Stuhl stehen und dann quatschte mich einer an, und sagte: „Reicht das Essen wohl nicht, müssen wir einen Rucksack mitnehmen?“. Ich bin ja sonst nicht auf den Mund gefallen, aber da war ich wirklich sprachlos. Und da stand für mich fest, dass ich was Anderes brauch als die Tasche oder den Rucksack. Dann bin ich in die Selbsthilfegruppe eingestiegen und dort hat man mir dann von dem GerHeart erzählt. Und ich bin wirklich so zufrieden. Obwohl, man wird mit dem Hemdchen unvorsichtiger. Man macht manchmal doch ein bisschen viel, weil einen ja keine Tasche mehr erinnert.
Mein Alltag ist natürlich schon anders. Wir haben von einem Online-Anbieter so eine Sprachassistentin, die weckt mich in der Früh und sagt mir, dass ich die Akkus wechseln soll. Dann gehe ich also um 8.00Uhr meine Akkus wechseln und dann fängt für mich der Tag an. Meistens gehe ich dann aber nochmal für eine oder eineinhalb Stunden ins Bett, weil ich immer denke, was soll ich um 8.00Uhr schon in der Gegen rumhüpfen? Dann stehen wir langsam auf. Dann frühstücken wir und ich mache ein bisschen Hausarbeit, wenn mein Mann zu Hause ist. Wenn er nicht zu Hause ist, dann habe ich Couch-Dienst. Dann darf ich nichts machen, weil er Angst hat, dass mir irgendwas passiert. Er hat mir auch so einen Notruf-Knopf gekauft, so ein Ding bei dem man nur auf eine Taste drücken muss und sofort ein Notruf rausgeht. Und dann mache ich im Beisein von meinem Mann noch ein bisschen Mittag und abends heißt es dann um Acht Uhr wieder „Akkus wechseln“. Und wenn das Wetter schön ist, dann fahren wir mal ein Stückchen raus. Ich bin auch schon dank dem Hemdchen dreimal wieder selber Auto gefahren, ganz wohl fühle ich mich dabei noch nicht wieder, aber mit der Tasche hätte ich mich das gar nicht getraut.
Meine Enkelkinder wissen auch Bescheid. Ich habe ihnen erklärt, was das ist und warum ich das Elli genannt habe, weil der richtige Name so schwer zu verstehen ist und das ist Elli und das ist mein Beschützer. Und an die Elli darf keiner rangehen und das machen sie auch nicht. Sie sagen dann immer „Großmutti“ – sie sagen zu mir Großmutti – „wo ist denn deine Elli?“. Dann sag ich, die liegt hier. Kann ich mich dann zu Euch setzen?“ „Ja, natürlich kannst du das“. „Tu ich dann der Elli nicht weh?“ „Nein, der kannst du nicht wehtun“. Ich gehe ganz offen damit um. Und wenn sie mich fragen, wie das so ist und wie das alles aussieht, dann zeige ich es ihnen auch, so zerschnippelt, wie ich bin. Der Doktor hat mal gesagt, dass ich aussehe, wie Frankensteins Monster. Total zerschnippelt. Meine Kinder akzeptieren das alle. Aber der älteste Sohn, für den ist es schwer. Meine Tochter ist da mit reingewachsen. Alle müssen da ja erstmal reinwachsen. Wenn wir wegfahren, habe ich mir einen Zettel gemacht, auf dem steht, was ich alles mitnehmen muss, selbst, wenn wir nur zum Einkaufen fahren. Dann muss ich meinen Rucksack mit den Ersatzakkus mitnehmen, dann brauch ich meine Notruf-Uhr und mein Schildchen, dass ich immer um den Hals trage. Und dann guckt man immer: hab ich das, hab ich das, hab ich das? Und dann geht es los mir der Urlaubsplanung. Was nimmst du alles mit in den Urlaub? Wir wollen nämlich zum nächsten VAD-Treffen in Bad Rothenfelde und dann wollen wir uns in Halle ein bisschen was angucken. Einfach mal den Alltag außerhalb der eigenen vier Wände genießen und mal gucken, wie man im Hotel mit allem klarkommt. Auch, ob man da akzeptiert wird oder nicht. Den Verbandswechsel macht mein Mann und auch mit dem Duschen sind wir kreativ. Das klappt alles.
Im April 2019 spürte ich bei einem Urlaub mit dem Wohnmobil am Garda-See/Italien während einer Wanderung auf einmal eine Körperschwäche. Nach einer Pause ging es mir besser, doch ich entschied für den Rückweg zum Campingplatz einen Bus zu nehmen.
Am nächsten Tag haben meine Frau und ich eine Bus-Tour nach Verona unternommen. Dort bekam ich während eines Stadtrundgangs plötzlich Schmerzen in der Brust und im Rücken und mir wurde übel. Nach wenigen Minuten war alles wieder o.k. und wir haben unsere Stadtbesichtigung fortgesetzt. Ich vermutete mal wieder Magen- und Darmprobleme, an denen ich schon seit meiner Kindheit leide.
2 Tage lang auf dem Campingplatz war alles normal, danach setzten nachts wieder starke Brust- und Rückenschmerzen ein, Ich versuchte mit Schmerztabletten das zu lindern, was auch etwas half. Tagsüber war wieder alles o.k. Da ich die italienische Sprache nicht beherrsche, wollte ich hier keinen Arzt aufsuchen. Ich entschied daher, mit dem Wohnmobil ca. 1 000 km – mit einer Zwischenübernachtung – wieder zurück zu meinem Wohnort Hameln/Weser in Niedersachsen zu fahren. Es ging mir insgesamt wieder soweit gut und ich bin am Tag nach meiner Ankunft mit dem Fahrrad sofort zu meinem Hausarzt gefahren. Hier wurde ein EKG gemacht, ein Herzinfarkt diagnostiziert und ich wurde direkt von der Praxis mit einem Rettungswagen ins Hamelner Krankenhaus gebracht. Hier hat man eine Herzkatheter-Untersuchung vorgenommen, doch eine erforderliche Bypass-OP war hier in Hameln nicht möglich. Daraufhin wurde ich noch am selben Tag in die Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde verlegt. Eine erneute Untersuchung ergab, dass keine erhöhte Dringlichkeit vorläge und eine OP in 2 Tagen erfolgen könnte. Diese OP mit dem Legen von 4 Bypässen verlief gut und bereits nach einem Tag konnte ich das Bett verlassen und bin auch auf dem Flur meiner Station zu einer dort vorhandenen Toilette gelaufen.
Über die Zeit danach habe ich keine Erinnerung, denn ich wachte ca. 1 Tag später auf der Intensivstation des Krankenhauses auf, verkabelt an vielen Geräten. Ein Pfleger berichtete, dass mich auf dem Flur eine zufällig vorbeikommende Pflege-Schwester bewusstlos mit Herzstillstand gefunden und eine danach sofort eingeleitete Reanimation ca. 4 Stunden gedauert hätte.
2 Tage später erklärte mir ein Arzt, dass ich jetzt an ein stationäres Herzunterstützungssystem Impella angeschlossen wäre, da das aber keine Dauerlösung sei und mein Herz nur noch ca. 20% Leistung hätte, wäre ein normales Leben nur noch sehr eingeschränkt möglich. Und da in meinem Alter die Kosten für eine Herztransplantation von keiner Kasse mehr übernommen würden, hat er mir die Implantation eines VAD-Herzunterstützungssystem empfohlen. Ich willigte ein und 2 Tage später wurde die OP durchgeführt, was jedoch mit Problemen verbunden war, die eine erneute OP erforderlich machte.
Nach einer 4-wöchigen Reha wurde ich nach Haus entlassen. Es ging mir soweit gut, allerdings war das Tragen des erforderlichen Equipments für die Herzpumpe in einer Tasche ziemlich umständlich und auch gefährlich, denn es passierte mehrmals, dass durch das Verrutschen der Tasche ein Zug auf das in den Bauch führende Kabel erfolgte. Zuerst hatte ich mir mit einem Rucksack geholfen, doch dann bin ich im Internet auf ein spezielles Unterhemd gestoßen, das Sonja Meggers aus Berlin unter dem Namen GerHeart selbst herstellt. Ich trage das Hemd jetzt seit ca. einem Jahr, bin damit sehr zufrieden und kann es wirklich weiterempfehlen.
Übrigens hat sich 3 ½ Jahren nach der Implantation des VAD-Herzunterstüzungssystems meine Herzleistung von anfangs 20% auf jetzt 35% erhöht, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass ich mich sehr viel bewege.
Birgit B. (68)
Alles ging damit los, dass ich meinen zweiten Herzinfarkt bekommen habe. Dann bin ich in Harburg ins Krankenhaus gekommen. Dort haben sie mich dann behandelt und dann wollte ich zur Reha nach Timmendorf und das wurde dann zum zweiten Mal abgelehnt, weil meine Reha als Kur eingestuft wurde. Ich habe aber gegen die Entscheidung angekämpft und die Reha letztlich bekommen.
In Timmendorf konnte ich dann aber nicht viel machen, weil mir immer die Luft wegblieb.
An einem Sonntag hatte ich dann Besuch von meiner Freundin und meiner Tochter und die haben mich dann wieder in die Klinik gebracht und dort bin ich fast zusammengebrochen. Und dann hat die Ärztin sofort beschlossen, dass ich nach Lübeck in die Klinik verlegt wurde.
Im September letzten Jahres nahm das Ganze dann also seinen Lauf.
9 Wochen habe ich dann dort im Krankenhaus gelegen und war insgesamt ein halbes Jahr von zu Hause weg.
Als sie mir am Krankenbett diese Maschine gezeigt haben, die dann an mein Herz kommen sollte, habe ich ganz schön geschluckt und erst mal überlegt. Ich dachte nur: „Das soll bei dir rein und dann musst du immer mit diesen Akkus rumlaufen?!“ Naja, aber eine Alternative gab es ja eigentlich nicht. Es gab nur diese eine Möglichkeit.
Und nach einer Woche habe ich mich dann entschieden und gesagt: „Ja. Das mache ich!“
Bis zur OP war es dann aber auch wieder ein langer Weg. Dann stimmten die Werte nicht. Dann wurde die OP wieder und wieder verschoben, bis es dann am 21. Dezember so weit war. Und nach 9 Stunden war dann alles fertig.
Von dem Moment, als sie mich in den OP geschoben haben, kann ich mich natürlich an nichts mehr erinnern. Erst als ich dann irgendwann auf der Station wieder aufwachte.
Danach war ich dann erst im Krankenhaus und dort funktionierte dann auch alles und dann bin ich zur Reha nach Lübeck gegangen. In die Geriatrie. Und da hab ich mich dann wieder ganz gut erholt.
Da war ich dann vier Wochen und dann bin ich am 21. Februar wieder nach Hause und hab ab da hier bei uns eine Tages-Reha gemacht. Dann bin ich morgens um 9.00Uhr in die Geriatrie und nachmittags um 3.00Uhr wieder zurück. Und da muss ich sagen, das hat mir ganz viel gebracht.
Ich war dort zwar die Jüngste, aber das störte mich nicht, so leicht komme ich doch an keine Tages-Reha mehr. Dort bekommst du alles, was du brauchst: Physio, Ergo. Und man kann das alle sieben Monate machen. Ich verstehe gar nicht, warum die anderen Leute das nicht machen. Viele wissen das ja gar nicht und deswegen kann ich nur allen raten, aktiv danach zu fragen. Weil es steht ja jedem zu.
Ich habe ja mit einem anderen Patienten aus GerHearts Freundeskreis regelmäßig Kontakt und ihm geht es leider gar nicht gut. Er hat immer starken Schwindel und kann deswegen nur sehr wenig machen. Aber das habe ich alles zum Glück nicht. Meine Devise war immer: nach vorne gucken. Was war, war. Was noch kommt, weiß ich nicht, aber ich habe das alles für mich jetzt so angenommen.
Für mich ist das wie Zähneputzen: morgens legst du es an und abends legst du es wieder ab in die Tasche und dann kannst du schlafen gehen. Tagsüber nehme ich immer die Hemden. Die erleichtern mir den Alltag sehr. Abends nehme ich dann die Akkus, die in der Station aufgeladen wurden und dann nehme ich über Nacht die Tasche.
So empfinde ich das.
Mein Alltag hat sich dadurch eigentlich auch nicht verändert. Im Grunde kann ich alles machen.
Ich kann im Garten arbeiten, ich gehe mit dem Hund.
Ich hatte mir jetzt noch einen Keim eingefangen, aber das Antibiotikum hat gleich angeschlagen. Das kannst du natürlich immer mal haben, am Bauch ist es ja einfach eine offene Stelle. Aber ich hatte kein Fieber und auch sonst nichts. Da war nur eine rote Stelle, aber letzte Woche war die Stelle dann auch schon wieder weg.
Den Verbandswechsel macht mein Pflegedienst. Die kommen einmal in der Woche, duschen mich und dann machen sie den Verbandswechsel. Und morgens kommt immer jemand und hilft mir, die Kompressionsstrümpfe anzuziehen.
Wenn du keine Beeinträchtigungen hast, wie zum Beispiel starken Schwindel, kann das Leben eigentlich normal weitergehen.
Du kannst damit ja sogar in den Urlaub fahren. Dann nimmst du die Akkus und die Ladestation eben mit. Du musst dann vielleicht irgendwo hinfahren, wo es auch eine Klinik gibt, aber letztlich ist es ja so: was soll dir im Urlaub passieren? Das könnte dir auch alles zu Hause passieren. Ich kann ja auch hier einfach über die Straße gehen, dann kommt ein Auto und fährt mich an…Also, das sehe ich so.
Ich habe wirklich Glück. Ich gehe regelmäßig zu meinen Kontrollen und bald haben wir wieder Patiententreffen. Das machen wir immer jedes halbe Jahr. Das finde ich echt super. Wir sind dort immer 15, 20 oder sogar 30 Leute. 3 von ihnen haben ein Spenderherz, alle anderen laufen mit dem rum, mit dem ich auch rumlaufe. Man kann das ja sogar auch wieder zurücklegen, wenn das Herz sich erholt hat. Aber bei mir bleibt das so. Ab 65 kann man sich ja nicht mehr listen lassen. Aber das ist ja nicht so schlimm, es gibt ja dieses System.
Auf der YouTube Seite des Universitätsklinikums in Lübeck gibt es sogar ein Video mit Erfahrungsberichten aus unserer Gruppe.
Ich sehe da noch nicht wieder so gut aus. Ich habe in der Klinik fürchterlich abgenommen, weil ich das Essen dort einfach nicht essen konnte. Es hieß dann zwar immer: „Sie müssen mehr essen!“ Aber ich konnte nicht mehr essen. Und daran hat es dann auch noch gehapert. Aber jetzt habe ich wieder ein paar Kilos drauf. Von dem Video bis jetzt ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Ich kann den Leuten nur empfehlen, so eine Tages-Reha zu machen, wenn es so etwas bei ihnen in der Nähe gibt.
Nach der Operation fand ich es super, dass ich die Reha in der Geriatrie in Lübeck machen konnte. Dort gibt es nur 120 Plätze und dort war es richtig toll. Die kochen sogar das Essen dort noch selbst. Da hab ich mich richtig erschrocken 😉
Aber da haben sie mich dann ein bisschen aufgepäppelt. Und die ärztliche Betreuung war auch sehr gut. Also, das hat mir richtig gut gefallen. Dort kam dann auch der soziale Dienst und hat alles für mich geregelt. Das muss man nicht alles selber regeln. Also, wenn jemand im Krankenhaus ist, dem kann ich nur empfehlen, dort auch den sozialen Dienst in Anspruch zu nehmen.
Das machen leider nur wenige. Aber die meisten lassen dann leider auch die Ohren hängen. Das ist dann ein Problem. Man muss sich immer sagen, dass man nach vorne gucken muss. Man muss selber dagegen angehen. Wenn man lange gelegen hat, dann muss man was machen, auch wenn es einem schwerfällt.
Ich muss zu Hause, um ins Schlafzimmer zu kommen, immer in die erste Etage. In der ersten Zeit habe ich mich da so hochgezogen. Und jetzt kann ich ohne Hände wieder hochgehen und sogar den Hund noch tragen. Aber das geht jetzt wieder. Es dauert halt nur alles seine Zeit. Und wenn die Leute noch älter sind, dann brauchen sie eben auch noch länger.
Ich bin aber sehr zufrieden. Die anderen bewundern mich auch immer. Ich habe vor Kurzem den Arzt wieder getroffen und er sagte: „Mensch, Sie sehen aber gut aus!“ und das gibt einem dann natürlich auch Bestätigung. Ein Jahr hab ich schon rum und wie gesagt: „immer nach vorne gucken“.
Von Karl V. (67)
Dass ich ein so krankes Herz habe, wusste ich nicht. Vor etwa 10 Jahren wurde mir ein Herzschrittmacher implantiert. Im Nachhinein muss ich feststellen, dass ich die Atemnot, die meine Herzkrankheit begleitet hat, immer auf die Bronchien und die Lunge geschoben habe.
Weder der niedergelassene Kardiologe, noch die Kardiologie im Krankenhaus haben mir etwas von dem Leistungsabfall des Herzens berichtet.
Vor ca. einem Jahr wurde es dann so schlimm, dass ich mich selbst ins Krankenhaus eingeliefert habe. Dort ging alles sehr schnell. Meine Frau musste eine Entscheidung treffen, ob ich nach Bad Oeynhausen ins Herzzentrum oder nach Bad Rothenfelde in die Schüchtermann Klinik
verlegt werde.
Sie hat sich für die Schüchtermann Klinik entschieden, wo dann die Untersuchungen vorgenommen wurden und mir mitgeteilt hat, dass es wohl besser ist, wenn ich ein „Kunstherz“ bekomme.
Ich habe alles über mich ergehen lassen. Es war eine sehr schwierige Zeit für meine Familie und mich.
Die Aussagen der Ärzte und der LVAD-Ambulanz sind immer positiv gewesen, aber das Leben danach in den eigenen vier Wänden hat so nicht gleich funktioniert.
Das beginnt mit dem Duschen, und geht weiter beim Fahrradfahren. Sobald die Strecke auch nur ein wenig ansteigt, wird es für mich zu anstrengend. Selbst Spaziergänge, die nicht in der Ebene stattfinden, sind zu viel für mich. Mein Hauptproblem ist immer noch die Atemnot. Schon die kleinsten Steigungen zwingen mich zur Pause.
Ich bin durch die Krankheit von jetzt auf gleich aus allem herausgerissen worden.
Meine Chancen, ein Spenderherz zu bekommen, stehen wohl nicht sehr gut, und um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht, ob ich ein neues Herz möchte, denn ich müsste die gleiche OP wieder durchmachen müssen und das möchte ich nicht.
Aber meine Familie hat mich in der schweren Zeit „aufgefangen“.
Trotzdem muss ich lernen, mein Leben ganz anders zu gestalten, was nicht immer leicht ist.
Zuerst habe mir psychologische Unterstützung gesucht, aber das hat mir nicht wirklich geholfen. Um ein bisschen fitter zu werden, habe ich mit Reha-Sport begonnen. Ich habe auch früher nur wenig Sport gemacht, also starte ich langsam. Außerdem gehe ich zur ERGO Therapie.
Es ist vor allem so, dass mir Kontakte fehlen, mit denen ich mich einfach mal über den Alltag austauschen kann. Zwar bin ich in einer Selbsthilfegruppe, aber mir fehlt jemand, der mich einfach mal ein bisschen mitzieht.
Aber ich gebe nicht auf: Ich bin jetzt in einer „Gruppe“ mit denen ich 1 Mal in der Woche Skat spiele. Außerdem lerne ich zusätzlich einmal in der Woche, Schach zu spielen. Und ich bin als Ehrenamtlicher in einer Wohnlage tätig.
Leider finde ich es sehr störend, dass man immer die Ersatz-Akkus und das dazugehörige Equipment mit sich herumtragen muss. Egal, welche Form des Transports ich ausprobiert habe, sei es im Rucksack, einer Bauchtasche oder eine Schultertasche – nichts ist für mich wirklich praktikabel. Meine Frau trägt den Rucksack sehr oft, aber ich möchte keine Umstände bereiten.
Vor Kurzem war ich dann endlich mal wieder auf einem Sasha Konzert. Es hat mir sehr gut getan, einfach mal rauszukommen.
Ich bin sehr froh, all diese Dinge machen zu können, aber ich kann nicht leugnen, dass es mit dem LVAD ein anderes Leben ist. Ich muss erst lernen, mich in dieses Leben einzufinden und es ist nicht immer leicht. Trotz allem gebe ich aber nicht auf und suche nach neuen Wegen. Und vielleicht findet sich ja bei Zeiten auch noch jemand, der mich mal ein bisschen mitzieht und mit dem ich gemeinsam neue Wege beschreiten kann.
Im Jahr 2010 stellte man bei einer Röntgenuntersuchung wegen einer Pneumonie eine Schädigung des Herzens fest. Zunächst machte ich mir keine großartigen Sorgen, bis mir die Kardiologen erklärten, dass meine Herzschwäche irreparabel sei und sich weiter verschlechtern würde.
Es wurde ein Defibrillator implantiert und ich bekam verschiedenste Medikamente, aber die Pumpleistung ließ mehr und mehr nach.
Als man erstmals von einer späteren Herztransplantation sprach, wurde mir endgültig klar, dass meine Lebenszeit wohl bald enden würde. Die Hoffnung auf ein Spenderherz konnte ich bei meinem Alkohol- und Nikotinkonsum direkt begraben. Als Alternative pries man mir nun im Jahr 2015 ein LVAD an. Ohne mich weiter über dieses Gerät informieren zu lassen, verneinte ich den Eingriff. In meiner Phantasie sah ich mich mit einem Kabel aus dem Bauch einen Batteriewagen hinter mir herziehen…
In den Folgejahren wurde der Defi durch ein ICD (implantable cardioverter-defibrillator) ersetzt,
ein Stent wurde gesetzt und die Mitralklappe durch einen Mitra-Clip abgedichtet. Die Medikation änderte sich auch nach jeder Untersuchung und jede dieser Maßnahmen verzögerte den für mich inakzeptablen Einbau des LVADs.
Anfang 2021 konnte ich kaum noch die Hauptstraße vor unserem Haus überqueren, ohne auf der anderen Seite 10 Minuten nach Luft zu schnappen. Notgedrungen und auch etwas kleinlaut begab ich mich ins Krankenhaus und stimmte der Implantation des LVAD zu. Der Eingriff verlief problemlos,
allerdings machte ich mir viele Gedanken, wie mein „neues“ Leben nun weitergehen würde.
Die Anfangszeiten waren natürlich ungewohnt mit regelmäßigen Verbandwechseln, mit dem Kabel, an das ich mich nicht gewöhnen konnte, mit der Tasche für den Controller usw.
Auch bzgl. meiner Kleidung machte ich mir Gedanken. Dann fand ich verschiedene Selbsthilfegruppen und dort die entscheidenden Tipps., u.a. auch das LVAD-Hemd…
Endlich fing das Leben an, sich zu normalisieren: Mit dem LVAD-Hemd kann ich mich normal bewegen, habe keine Tasche umhängen und kann nirgendwo mit dem Kabel hängenbleiben. Mit unserer Selbsthilfegruppe haben wir einmal monatlich ein Treffen im Restaurant und planen gemeinsame Unternehmungen, zuletzt eine Radtour rund um den Essener Baldeneysee.
In dieser Gruppe erfuhr ich, dass manche ihr Gerät schon neun Jahre haben. Seitdem habe ich,
der 2013 glaubte, es wäre seine letzte Bundestagswahl, wieder Hoffnung, doch noch meinen
70. Geburtstag zu feiern. Das sind noch sieben Jahre bis dahin, in denen ich lediglich vermissen werde, dass ich nicht schwimmen gehen kann. Alles andere geht, zwar langsamer als früher,
aber es geht. Und meine Freunde behaupten immer: Du mit deinem Gerät wirst uns noch alle überleben!
Also, wer auch immer diese Diagnose bekommt: Habt keine Angst davor, das Leben wird besser!

2004 hatte ich meinen ersten Herzinfarkt. Ich hatte ihn an einem Sonntag und wurde Mittwoch darauf mit dem Hubschrauber nach Jena geflogen.
Dort hatte ich dann am Freitag schon die dreifach Bypass-Operation.
Der eine Bypass war allerdings nach etwa einem halben Jahr bereits wieder zu, aber die anderen beiden haben problemlos gearbeitet. Also ich hab damit keine Probleme gehabt.
Ich bin zwar berentet worden, weil ich in meinem Beruf als Maler und Sandstrahler nicht mehr arbeiten konnte, aber ich habe durchgehalten bis 2016.
Da hatte ich dann einen Herzstillstand, bin 19 Minuten reanimiert worden. Sie haben mich wieder zurückgeholt, aber ich bin dann ins Koma gefallen. Im Koma hatte ich einen Darminfarkt und hab einen künstlichen Darmausgang bekommen.
Ich habe mich aber wieder ins Leben zurückgekämpft und habe mich bis 2018 wieder so erholt, so dass sie den Darm wieder zurückverlegen konnten.
Dann habe ich aber aus dem Nichts am 28. Dezember 2019 meinen zweiten Infarkt gehabt.
Damals hatte ich aber das große Glück, dass die Rettungskette perfekt funktioniert hat: Ich habe Schmerzen gehabt, mein Schwiegersohn hat den Notarzt gerufen, die Sanitäter haben nicht lange gefackelt und mich sofort in die Notaufnahme im Krankenhaus gebracht.
Der Arzt in der Notaufnahme hat auch sofort gehandelt und der Professor in der Kardiologie hatte nach 1 oder 2 Stunden die Engstelle gefunden.
Also von dem Zeitpunkt, zu dem der Infarkt war, bis zu dem Moment, in dem sie die Engstelle gefunden hatten, vergingen höchstens 6 ½ Stunden.
Das hat alles super funktioniert. Deswegen hatte ich auch keine Vernarbungen oder ähnliche Schäden, aber trotzdem habe ich mich von diesem zweiten Infarkt nicht mehr erholt.
Ich war total fertig. Im Krankenhaus haben sie mir dann gesagt, dass ich zur Reha gehen soll, also habe ich eine Reha beantragt.
An einem Donnerstag bin ich bei der Reha angekommen und habe dann am Freitag die Voruntersuchungen gehabt. Dort sagte mir der Kardiologe, dass ich mich mal auf das Fahrrad setzen soll. Ich habe mich also draufgesetzt und angefangen zu treten. Sofort sagte er dann aber, dass ich wieder aufhören solle und fragte, wann das letzte Mal bei mir ein Ultraschall gemacht wurde. Ich sagte ihm, dass das letzte im Dezember, direkt nach dem Infarkt gemacht wurde.
Plötzlich fragte er mich dann: „Kann es sein, dass Ihre Herzklappe nicht mehr richtig schließt?“ Ich antwortete ihm, dass ich glaube mich erinnern zu können, dass der Kardiologe mal so etwas in der Richtung gesagt hat, aber sie immer noch zu 90% funktionieren würde und das ist okay.
Der Kardiologe in Bad-Neustadt hat mich dann gleich zum Schluck-Echo geschickt. Dafür bekommt man dann ja eine Narkose und als ich wach wurde, standen etliche Ärzte um mich herum und eine Schwester kam dann gleich mit einem Bett und sagte mir, dass die Kur abgebrochen sei.
Ich wusste gar nicht, was los war. Kurze Zeit später kam der Professor zu mir und sagte: „Herr K. es grenzt an ein Wunder, dass Sie überhaupt noch mit uns reden können. Sie haben nicht einmal mehr 7% Herzleistung. Bei einer derartigen Pumpleistung fallen die Menschen normalerweise ins Koma.“
Und dann fragte ich ihn, was wir machen können. Er sagte, dass es mit einem Spenderherz wahrscheinlich ziemlich schlecht aussieht und dass er mir ein Kunstherz einbauen könnte.
Zuerst sagte ich ihm „Wenn ich sterbe, dann sterbe ich mit meinem Herz“. Nachdem er mir aber alles haargenau erklärt hat, sagte ich ihm, dass ich gerne mit meiner Frau darüber sprechen möchte.
Ich habe sie also angerufen und ihr gesagt, dass es extrem schlecht aussieht. Sie kam sofort ins Krankenhaus und der Professor sagte ihr, dass ich auf Messers Schneide stehe und er würde nicht sagen können, ob ich noch 3 Stunden, 3 Tage oder 3 Wochen habe. Aber ich habe keine Monate her. Und er könne definitiv sagen, dass das Weihnachten so das letzte wäre, dass ich gefeiert habe.
Ich habe den Professor gefragt, welche Alternative ich denn habe und er sagte mir: „Keine!“.
„Aber ich verspreche Ihnen, es geht Ihnen nach der Operation zu 100% besser als jetzt.“ Und dann sagte ich mir, gut, ich will noch leben, also lassen Sie uns das machen.
Und ganz ehrlich, ich hab wahnsinnige Angst gehabt. Es gab dann 8 Wochen lang Voruntersuchungen. Von dem Defi hatte ich einen Fleck auf dem Herzen, von dem sie zuerst dachten, es sei ein Tumor. Es hat sich aber herausgestellt, dass es nur eine Schorfablagerung war.
Ich hab mich 02.2020 operieren lassen und als ich aus der Narkose aufgewacht bin, habe ich einen ganz tiefen Atemzug gemacht. So einen tiefen Atemzug konnte ich vor der Operation gar nicht machen. Und von da an ging es steil bergauf. Als der Professor dann zu mir kam, habe ich ihn gefragt, ob ich ihn drücken kann. Ich hab gleich das Gefühl gehabt „du hast alles richtig gemacht“. Und die Formkurve ging ja auch steil nach oben bei mir. An einem Dienstag wurde ich operiert und am Montag in der Woche darauf bin ich schon auf die normale Station gekommen.
Und in der Woche danach bin ich am Donnerstag schon zur Kur gegangen.
Ich lag zu diesem Zeitpunkt ja schon 3 Monate im Krankenhaus und ich wollte einfach raus.
Ich bin in der Zwischenzeit ja nochmal Opa geworden. Ich habe schon drei Enkeltöchter, aber meinen ersten Enkelsohn hatte ich durch Corona noch nie gesehen. Sie durften mich ja nicht besuchen kommen und so kannte ich ihn nur vom Videochat. Aber den Kleinen in Live sehen ist doch einfach was Anderes. Und das war mein Motor. Ich hab mir immer gesagt „du musst laufen und wenn‘ s nur bis zur Toilette ist“.
Also hab ich die Schwestern gefragt, ob sie mir nicht einen Rollator besorgen können.
Die Physiotherapie kam ja leider nur eine halbe Stunde am Tag. 23 Stunden lag ich dann ja alleine auf dem Zimmer und dann habe ich gefragt, ob ich nicht alleine auf der Station laufen könne. Und sie haben mir gesagt „Natürlich, Herr K., das können Sie machen und wenn Sie nicht mehr können, dann schreien Sie und setzen sich auf den Rollator und wir kommen“.
Und dann bin ich gegangen. Ich habe mir immer Ziele gesetzt. Ich bin zum Beispiel zum Wasserautomaten gegangen und habe mir meine Wasserflasche selbst geholt. Die habe ich in den Rollator gelegt und bin wieder zurück ins Zimmer.
Und klar, in der ersten Zeit war ich total kaputt danach. Ich habe fürchterlich geschwitzt, aber ich habe gemerkt, dass es jeden Tag besser wurde.
Und es ist heute so, wenn ich ins Krankenhaus komme, sagen die Ärzte: „Herr K., Sie sind das Paradebeispiel und wir können Ihnen nur sagen, dass Ihre Krankheitsgeschichte bei uns in den Archiven steht. Sie sind ein Vorbild dafür, was man erreichen kann, wenn man es erreichen will.“
Im März kam ich nach Hause und schon im Juli sind wir das erste Mal auf einen Kurztrip nach Leipzig gefahren. Und im Oktober bin ich eine Woche zu meinen Eltern an die Küste gefahren. Das Ganze mit dem Zug. Ich habe ja kein Auto.
Ich gehe auch mit einer Tasche duschen. Meine Frau macht den Verband und dadurch sind wir sehr unabhängig. Wir machen nicht mal täglich einen Verbandswechsel.
Zum Duschen habe ich mir in der Apotheke OP-Folie gekauft. Die Rolle ist 20cm breit. Davon schneidet meine Frau dann ein richtig großes Stück ab, dann legen wir eine große Kompresse über die Driveline und die Zugentlastung und wir kleben die OP-Folie darüber.
Als es so warm war, bin ich jeden zweiten Tag so duschen gegangen und das Pflaster mussten wir so nur einmal in der Woche wechseln. Vielleicht ist das nicht für alle was, aber für mich funktioniert das wunderbar. Solange die Wunde super aussieht, ist das für mich alles okay.
Manchmal muss meine Frau mich bremsen, aber ich habe ja neue Lebenszeit geschenkt bekommen und ich möchte keine Minute davon vergeuden.
Im Vergleich: 2016 bin ich nur mit einem Rollator gelaufen und wenn ich das jetzt sehe, wo wir überall hinfahren, was wir unternehmen, da war vor 2 oder 3 Jahren überhaupt nicht dran zu denken. Und das verdankte ich definitiv dem LVAD. Nicht irgendwelchen Tabletten oder weil die Sonne scheint. Ich habe dadurch so viel Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zurückbekommen.
Auch durch die GerHeart Hemden. Für mich war die Umhängetasche immer eine schwere Last. Ich bin mit dem Kabel hängen geblieben. Das passiert mir jetzt nicht mehr.
Mein Arzt fragte mich mal, ob ich mich für eine Transplantation listen lassen möchte, aber ich fragte ihn daraufhin: „Nennen Sie mir nur einen vernünftigen Grund, warum ich an dem Zustand jetzt etwas ändern soll?“
Was wir jetzt alles unternehmen, dass konnte ich 2018/2019 alles nicht machen. Und wenn ich ein Spenderherz bekomme, weiß ich auch nicht, was passiert. Wenn ich bei anderen sehe, für welche Kleinigkeiten die Leute dann ins Krankenhaus müssen, bei jeder Erkältung oder ähnlichem, da sage ich mir, mein Körper hat sich gut an die Pumpe gewöhnt und für mich ist der einzige negative Aspekt, dass du nicht baden gehen darfst, aber das ist gegenüber der Lebensqualität, die ich durch das Herzunterstützungssystem zurückbekommen habe, die Mobilität, die Dinge, die ich alleine machen kann, ist das doch wirklich nichts.
Im Oktober 20 ging das los mit der Herzschwäche. Ich war schnell k.o. und da hat meine Frau mich natürlich zum Arzt gejagt, weil das bei mir normalerweise nicht so war. Mein Hausarzt schickte mich zum Kardiologen und der stellte sofort einen Einweisungsschein für das Krankenhaus aus. Ich bin dann in unser Krankenhaus gefahren und wurde gleich stationär aufgenommen. Nach den ersten Untersuchungen bekam ich dann 14 verschiedene Tabletten verabreicht und was soll ich sagen: es war alles Mist. Ich bin dann wieder nach Hause. Da ging es mir 2-3 Tage gut, bis ich wieder rein musste. Also wieder rein ins Krankenhaus und dann ging es bergab. Sie fingen wieder mit 14 Tabletten an, bis meine Organe das erste Mal richtig versagt haben. Dann wusste das Neubrandenburger Krankenhaus nicht mehr weiter und sie schickten mich in die Uniklinik in Rostock Die haben mich dann schon nach 3 Tagen wieder so gut hochgepäppelt, dass ich in das Neubrandenburger Krankenhaus auf die Intensivstation verlegt wurde.
Da lag ich dann bis Mitte November 2020. Es ging mir aber nicht besser und sie wussten nicht mehr weiter.
Also: auf, auf, auf nach Berlin.
In Berlin entschieden sie sich dann erst für einen Defibrillator, um die Haupt-OP zu verzögern.
Zwischenzeitlich hatte ich dann ein Blutgerinnsel im Kopf. Von der Entscheidung der Ärzte und meiner Frau für ein LVAD am 30.11.2020 habe ich nichts mehr mitbekommen.
Es war natürlich ein Schock, als ich aufwachte und merkte, dass ich an irgendwelchen Kabeln hing. Ich dachte mir in Stillen nur „Was für eine Sch… haben die mit mir gemacht?!“.
Die Ärzte versuchten, mir zu erklären, was passiert ist, aber ich wollte es nicht wirklich hören und hab sehr aggressiv auf die Nachrichten reagiert. Sie verlegten mich dann auf die Intensivstation unter besondere Beobachtung, weil ich wohl verschiedene Sachen angestellt habe, wie zum Beispiel, dass ich mir die Nasensonde rausgerissen hab ohne es zu merken.
Damit das nicht wieder passiert, haben sie nicht lange gefackelt und mir einen Luftröhrenschnitt verpasst und die Sonde dahin verlegt.
In der Zeit, in der ich auf der Intensivpflege lag, verlor ich 20kg an Gewicht, konnte nicht mehr laufen und nicht sprechen. Das musste ich alles wieder lernen. Gott sei Dank hatte ich einen (wirklich nur einen!) super Pfleger, der mich in dieser Situation stark unterstützt hat.
Nach ein paar Wochen konnte ich dann mit meinem LVAD und einem Rollator alleine sehr langsam wieder laufen.
Das hieß, dass es endlich auf die Pflegestation ging. 3 Wochen lang musste ich den Umgang mit dem LVAD, den Tabletten, Essen und Muskelaufbau der Beine lernen.
Ach ja und es war zu keiner Zeit Besuch erlaubt (Corona). An manchen Tagen habe ich geheult, weil ich es nicht mehr aushalten konnte in diesem Krankenhaus und war mit meiner mentalen Kraft am Ende.
Mitte Februar kam dann endlich die Nachricht „Auf zur Reha!“. Ich hab mit Vorfreude alles gepackt und bin ab zur Reha. Nach einstündiger Fahrt gab es dann gleich wieder Stress wegen der Corona-Regeln.
Es hieß: Herr T., Sie haben jetzt zwei Optionen: entweder, sie gehen 2 Wochen in Quarantäne, machen dann 3 Wochen Reha und gehen dann wieder 2 Wochen in Quarantäne oder Sie fahren jetzt direkt nach Hause.“ Das habe ich mir natürlich nicht zweimal sagen lassen. Ich hab mir einen Fahrer besorgt und der hat mich dann nach insgesamt 3 Monaten Krankenhausaufenthalt nach Hause zu meiner Frau gebracht.
YIPPIE!
Natürlich habe ich alles vorher mit der Rehaklinik besprochen, so dass ich zu Hause mit den Aufgaben/dem Training beginnen konnte.
Also Feuer frei! Ich habe verschiedene Gerätschaften besorgt und natürlich die Treppen! Verdammt viele Treppen rauf und runter. Immer wieder bis die Kraft halbwegs wieder da war. Ich habe alles so gemacht, wie die Reha-Ärztin es von mir verlangt hat. Und ich merkte dann, dass meine Kraft täglich immer besser wurde. Ich nahm zu, die Kraft war wieder da und ich sagte mir: „los! Immer weiter!“.
Ja dann ging immer mehr. Meine Frau und meine Eltern haben mich natürlich unterstützt. Richtig gut unterstützt. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt an dem sie gesagt haben: „komm‘, beweg dich. Du kannst auch alleine laufen.“ Ich saß natürlich auch die erste Zeit nur rum. Sie haben mir sogar die Stullen geschmiert bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie gemerkt haben: unser Remo kann das ja schon wieder. Und so ging das dann los.
Meine Frau ist wieder arbeiten gegangen. Ich saß dann alleine zu Hause und musste alles alleine machen. Und so hab ich mir dann auch meine Tagesordnung selbst gestaltet und das lief einwandfrei.
Und dann kam der Sommer. Geil! Raus in den Garten (alleine) mit Übernachtung. Da hab ich dann alles, wirklich alles gemacht, was ich früher auch gemacht habe. Nur eben langsamer. Ich hab halt nicht einen Tag gebraucht, sondern hab drei Tage dafür gebraucht. Aber ich hab wirklich alles alleine gemacht. Ich war stolz wie Bolle auf mich. Klar war ich knülle, aber ich hab da geschlafen wie ein Murmeltier 😉
Im Juni/Juli 2021 sind wir sogar in den Urlaub in die Bastei gefahren. Und was soll ich sagen? Erholung pur für meine Frau und mich.
Aber auch ich habe mal Tage, an denen hab ich keine Lust was zu machen. Das gönne ich mir auch mal und sag mir „Alter, bleib heute mal liegen und mache nix“…und es klappt, meine Frau unterstützt mich auch an diesen Tagen wieder.
Und jetzt arbeite ich sogar wieder auf Minijob-Basis, weil mir zu Hause so langweilig war. Also im April 22 hab ich mir einen 450€-Job gesucht und mache jetzt Gartenarbeit. Damit mir nicht so langweilig wird und ich beschäftigt bin. Das alles kann ich machen, weil ich das GerHeart hab. Ich zieh es morgens an und erst abends wieder aus. Ich bin damit total beweglich, sogar so sehr, dass ich wieder Fahrradfahre und eigentlich auch gerne Motorrad fahren würde, aber da hat das Straßenverkehrsamt leider was dagegen.
Urlaub machen wir sehr viel. Jedes Jahr zwei Mal. Wenn nicht sogar dreimal. Im Oktober fahren wir wieder weg. Zur Erholung für mich und natürlich für meine Frau. Sie braucht das natürlich auch, weil ich weiß, dass ich auch mal ein kleiner Stinkstiefel sein kann.
Und wie gesagt, mir geht es echt gut. Ich bin natürlich auch einfach dankbar dafür, dass es das LVAD gibt. Ohne dieses Gerät wäre ich nicht mehr da.
Das ist meine Geschichte.
Hier haben wir einige Informationen zum Thema „Leben mit einem LVAD“ für dich gesammelt*.
Therapiemöglichkeiten einer Herzinsuffizienz
Genesungsziele und der Alltag in einem neuen Leben
Dauerlösung oder der Zwischenschritt zum Spenderorgan?
Welche Medikamente werden nach der Implantation eines LVAD notwendig und warum?
Der Alltag mit dem LVAD
Begriffserklärungen
Luftnot, Müdigkeit und Antriebslosigkeit, geschwollene Beine und Füße oder Bauch, Appetitlosigkeit, vermehrtes Wasserlassen in der Nacht oder Schlafstörungen können Symptome einer Herzmuskelschwäche beziehungsweise einer Herzinsuffizienz sein. Die Skala der New York Heart Association (NYHA) unterteilt die Herzinsuffizienz in die sogenannten NYHA-Klassen, welche jeweils die unterschiedliche Ausprägung von Symptomen wie Kurzatmigkeit und Erschöpfung angibt. In den NYHA-Klassen I und II treten die Symptome erst bei stärkerer körperlicher Belastung auf. Im Stadium der Klasse III bei leichter körperlicher Aktivität und in der Klasse IV bereits im Zustand der körperlichen Ruhe.
Zunächst wird meist versucht, die Herzinsuffizienz medikamentös zu behandeln. Hierbei kommen blutdrucksenkende Medikamente wie zum Beispiel sogenannte ACE-Hemmer, aber auch Medikamente zur Verringerung der Herzfrequenz, meist in Form von Beta-Blockern und sogenannte Diuretika zur Steigerung der Flüssigkeitsausscheidung zum Einsatz.
Bleibt die Pumpleistung des Herzens schlecht, wird im nächsten Schritt über die Implantation eines Herzschrittmachers und/oder eines Defibrillators nachgedacht.
Erst wenn diese elektrischen Geräte nicht in der Lage sind, die Herzinsuffizienz in der Art und Weise auszugleichen, dass sich die Lebensqualität des Betroffenen wieder verbessert, kommt die Implantation eines sogenannten Kunstherzens in Betracht.
Patienten und deren Angehörige, die an dem Punkt stehen, an dem sie sich für oder gegen ein LVAD entscheiden müssen, haben oft schon eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Natürlich gibt es auch Fälle, in denen das System im Rahmen einer Notoperation implantiert wird, doch häufiger geht der Implantation ein komplexer Krankheitsverlauf voraus.
Bei der Entscheidung gibt es zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen und viele Fragen zu klären. Nimm daher alle Angebote der Information und Beratung in Anspruch und scheue dich nicht, all deine Fragen zu stellen. Auch vorherige Gespräche mit Personen, die bereits mit einem Kunstherz leben, können sehr hilfreich sein. Einen entsprechenden Kontakt wird Ihre behandelnde Klinik sicher gerne herstellen.
Auch wenn wir als Betroffene keine medizinischen Fragen beantworten können, so stehen wir gerne mit unseren Erfahrungen rund um das Leben mit einem Kunstherzen zur Verfügung.
Viele Kliniken haben zudem spezialisierte VAD-Ambulanzen, die die Patienten und ihre Angehörigen gezielt unterstützen.
Vor einer möglichen Operation stehen zudem zahlreiche Untersuchungen auf dem Plan, um sicher zu gehen, dass der Patient nach einer Implantation die bestmöglichen Chancen auf ein (im Rahmen der Möglichkeiten) „normales“ Leben hat.
Lass dich nicht davon abschrecken und nimm alles in Anspruch. Gerade auch die psychologischen Gespräche können sich als sehr hilfreich erweisen.
Wichtig ist auch, gemeinsam mit dem zuständigen Personal zu skizzieren, welche Genesungsziele realistisch sind. Nicht jeder wird nach der Operation wieder in sein bekanntes Leben zurückkehren können und es gilt, sich auf ein neues Leben einzustellen. Vergleichbar mit der Geburt eines Kindes, die ebenfalls von alle Familienangehörigen Flexibilität und den Mut, sich auf etwas Neues einzulassen, erfordert.
Auch wenn es kitschig klingen mag, so kann es hilfreich sein, das LVAD wie einen neuen Teil der eigenen Persönlichkeit zu begrüßen. Einige Patienten geben ihrem Gerät sogar Namen. Alles, was hilft, sich mit dem kleinen Lebensretter anzufreunden, ist erlaubt. Das Leben wird natürlich nicht mehr sein, wie zuvor, aber es geht weiter und das ist der wichtige Punkt. Ein LVAD bringt zwar einerseits viele Einschränkungen mit sich, aber es birgt auch ungeahnte Chancen.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass man als Patient und vor allem auch als pflegender Angehöriger Sicherheit im Umgang mit dem System aufzubauen. Von daher ist die frühzeitige und intensive Einweisung durch erfahrenes Personal von zentraler Bedeutung.
Auch hier gilt wieder: scheue dich nicht, all Ihre Fragen zu stellen und lass dir gerne alle Schritte so oft zeigen, dass du dich in der Handhabung der einzelnen Systemelemente sicher fühlen.
Trotz allem geht ein Leben mit so viel Technik im Körper und auch die Belastungen vor, während und nach der Operation oft mit vielen Ängsten, Sorgen und Alltagsproblemen einher. Eine psychologische Betreuung auch über die Zeit nach der Entlassung aus Krankenhaus oder Reha-Klinik hinaus ist demensprechend von zentraler Bedeutung.
Und trotz des objektiv als positiv zu bewertenden Umstandes, dass die Implantation eines LVAD ein Leben gerettet hat, kann es bei Betroffenen dennoch zur Entstehung von Depressionen und Angststörungen kommen. Auch dies ist nicht selten und niemals als Zeichen von Undank oder Schwäche zu bewerten. Hier gilt es für alle Beteiligten, unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn so, wie du niemals auf die Idee kommen würdest, mit dem heimischen Bohrer deine Zähne zu behandeln, wenn du Zahnschmerzen hast, lässt sich auch die Seele nicht unbedingt ohne professionelle Hilfe behandeln.
Dies gilt auch für Angehörige von LVAD-Patienten. Gerade, wenn du eventuell auch die pflegerischen Aufgaben übernehmen, die mit einem LVAD verbunden sind. Sich selbst dabei im Blick zu behalten und dafür zu sorgen, dass es einem gut geht, ist von zentraler Bedeutung für das gemeinsame Leben mit einem LVAD. Die Sorgen vor, während und nach der Operation und vielleicht auch Sorgen des neuen Alltags ernst zu nehmen und über sie zu sprechen, ist von großer Bedeutung für die seelische und körperliche Gesundheit von pflegenden Angehörigen. Oft übernehmen sie nach der Implantation viel Verantwortung für den Partner und brauchen demensprechend ebenfalls Zuspruch und Unterstützung.
Alle beratenden Stellen und auch Selbsthilfegruppen sind daher nicht nur für die Patienten selbst, sondern auch für ihre Angehörigen geeignete Ansprechpartner in allen Fragen rund um das Leben mit einem Kunstherzen.
Bei vielen Betroffenen führt das Leben mit einem LVAD hin und wieder oder auch dauerhaft zu dem Gefühl, von dem Gerät und dem Krankenhaus abhängig und von den speziell einzuhaltenden Verhaltensweisen eingeschränkt zu sein. In unserem Fall erwies sich besonders das ständige Mitführen der Tasche als enorme Belastungsprobe. Der Umstand, als Träger eines LVAD permanent auf die Tasche Rücksicht nehmen zu müssen und sie bei jeder Bewegung zu spüren, empfand mein Schwiegervater als größte Belastung im Alltag mit dem LVAD. Aus diesem Grund haben wir gemeinsam mit ihm das GerHeart entwickelt. Dieses Hemd ermöglicht es ihm heute, einen nahezu normalen Alltag zu führen und das LVAD für einige Momente vergessen zu können.
Ursprünglich wurden Herzunterstützungssysteme entwickelt, um Menschen, die auf ein Spenderorgan warteten, am Leben halten zu können, bis dieses verfügbar war. Mittlerweile werden die Systeme jedoch auch bei Patienten implantiert, die aufgrund ihres Alters oder anderer Faktoren nicht mehr als Empfänger eines Spenderorgans in Frage kommen. Seit 2007 werden jährlich sogar mehr Kunstherzen als menschliche Organe transplantiert.
Da die meisten Patienten ausschließlich einer Unterstützung der linken Herzkammer bedürfen, werden in erster Linie Linksherzunterstützungssysteme, kurz LVAD implantiert.
Bereits im Jahr 2001 entwickelte die Firma Thoratec das HeartMate II-System. Innerhalb des Systems sorgt die konstante Umdrehung eines Rotors (Impella) für einen kontinuierlichen Blutfluss im Körper. Daher ist es unter Umständen so, dass bei den Trägern des Systems bisweilen kein Puls mehr fühlbar ist.
Seit Oktober 2015 wird in Europa hauptsächlich das Nachfolgemodell, das HeartMate 3 implantiert. Der Vorteil dieses neueren Systems liegt darin, dass die Pumpe Aufgrund größerer Abstände zwischen Rotor und Gehäuse deutlich weniger anfällig für die Bildung von Thrombosen ist.
Die Implantation eines Kunstherzens ist ein lebensverändernder, oft aber auch ein lebensrettender Eingriff. Der, sofern nicht als Folge eines Notfalls gut durchdacht werden will. Vor einer geplanten Operation werden daher zahlreiche spezifische Untersuchungen durchgeführt. Zudem muss der Gesamtzustand des Patienten überprüft werden, so dass zusätzlich eingehende Untersuchungen bei Ärzten wie dem Hals-Nasen-Ohrenarzt, Gastroenterologen, dem Urologen bzw. Gynäkologen, einem Neurologen und auch beim Zahnarzt erfolgen.
Gegebenenfalls werden auch weitere Bildgebende Diagnoseverfahren genutzt, um Tumore im Körper aufzuspüren, die unter Umständen die Implantation eines LVAD ausschließen würden.
Aufgrund des Umstandes, dass der Patient nach der Operation lebenslang blutverdünnende Medikamente nehmen muss, die jede weitere Operation mit einem besonderen Risiko behaften, sollten notwendige Eingriffe bereits vor der Implantation des Kunstherzens erfolgen.
Die regelmäßige Einnahme der erforderlichen Medikamente und die aufwendige Versorgung der durch den Austritt der Driveline lebenslang bestehenden Wunde am Bauch sind zudem wesentliche Faktoren, über die jeder Patient vor der Operation eingehend beraten werden und auch die Unterstützung eines Psychologen in Anspruch nehmen sollte.
Wenngleich die Entscheidung für oder gegen die Implantation eines LVAD nicht leichtfertig getroffen werden sollte, sollte sie auch nicht zu lange hinausgeschoben werden. Sind die rechte Herzhälfte oder andere Organe wie zum Beispiel die Nieren durch die Herzschwäche zu stark geschwächt, kann die Implantation eines LVAD eventuell schon unmöglich geworden sein.
Als erstes erhalten Patienten nach der Implantation eines LVAD blutverdünnende Medikamente. Meist Marcumar® mit dem Wirkstoff Phenprocoumon.
Dies ist wichtig, da der menschliche Körper auf die körperfremden Materialen des LVAD mit einer erhöhten Blutgerinnung reagiert, so dass sich in der Folge Blutgerinnsel (Thrombosen) bilden können. Diese können Blutgefäße verschließen und so im LVAD zu einer Pumpenthrombose oder aber im Gehirn zu einem Schlaganfall führen.
Da zahlreiche Medikamente die Wirkung von Marcumar abschwächen oder verstärken können, ist eine genaue Überwachung der medikamentösen Therapie notwendig.
Da an der Bildung von Blutgerinnseln auch die Blutplättchen (Thrombozyten) beteiligt sind, müssen diese zur Sicherstellung der bestmöglichen Funktion des LVAD in ihrer Aufgabe gehemmt werden. Hierzu werden Medikamente wie Acetylsalicylsäure (bekannt als Aspirin) verabreicht. Bei einer Unverträglichkeit gegenüber dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure kann alternativ auch Plavix verordnet werden. Eine Therapie mit allen drei Medikamenten ist aufgrund der erhöhten Blutungskomplikationen eher selten.
Medikamente wie Acetylsalicylsäure können die Magenschleimhaut angreifen, so dass in der Therapie häufig zusätzlich ein Magenschutz (wie zum Beispiel Pantoprazol) verordnet wird, um unter anderem die Entstehung eines Magengeschwürs zu verhindern.
Da Pantoprazol zu Wechselwirkungen mit Marcumar führen kann, sollte vor Beginn oder nach Beendigung der Einnahme unbedingt der INR-Wert kontrolliert werden.
Bei gesunden Menschen liegt der INR-Wert des Blutes bei 1. Die Klinik, die das LVAD implantiert hat, legt fest, welcher INR-Wert im Rahmen der medikamentösen Therapie anzustreben ist. Dieser liegt meist zwischen 2 und 3.
Die individuell anzustrebenden INR-Werte werden in einen persönlichen Marcumar-Ausweis eingetragen, den der Patient immer bei sich tragen sollte, damit das medizinische Fachpersonal vor geplanten Eingriffen und im Notfall das Blutungsrisiko des Patienten einschätzen kann.
Um eine optimale Einstellung der Blutverdünnung zu erreichen, lernen die meisten Patienten im Rahmen von speziellen Schulungen, ihren INR-Wert selbst zu messen. Die Messung ist vergleichbar mit der Blutzuckermessung und führt laut Untersuchungen zu deutlich stabileren Werten.
Eine Überdosierung der blutverdünnenden Medikamente zeigt sich vor allem in spontanem Nasenbluten, Blut in Stuhl oder Urin oder in schwarzem Stuhl. Sollten diese Symptome auftreten ist die rasche Vorstellung beim Arzt notwendig.
Zu dieser Gruppe zählen vor allem Beta-Blocker, ACE-Hemmer und die AT-I-Blocker (Sartane). Sie sorgen unter anderem dafür, dass das LVAD durch den gesenkten Blutdruck gegen einen geringeren Widerstand arbeiten muss. Meist wird ein Blutdruck- Zielwert von Idealerweise von 60 bis 80 mmHg angestrebt.
Sogenannte Diuretika werden eingesetzt, um den Flüssigkeitshaushalt im Körper zu regulieren.
Ein gut eingestellter Flüssigkeitshaushalt optimiert die Pumpleistung des LVAD.
Unter Umständen werden auch Medikamente zur Verringerung des Lungendrucks verordnet, um die rechte Herzkammer zu entlasten.
Neben der für Infektionen anfälligen Austrittstelle der Driveline, sind für die Patienten vor allem Behandlungen beim Zahnarzt und Untersuchungen wie Magen-Darm-Spiegelungen problematisch. Für sie wird eine strikte Antibiotikaprophylaxe empfohlen, um Infektionen, die sich eventuell auf das Herz ausbreiten könnten, zu verhindern.
Die Driveline sollte unter keinen Umständen geknickt oder verdreht werden, da dadurch die Leiterbahnen im Inneren beschädigt und Störungen in der Funktion des LVAD hervorgerufen werden können. Daher ist es von Nöten, dass die Driveline so gut wie möglich am Körper fixiert wird, um sie auch bei alltäglichen Bewegungen möglichst ruhig zu halten. Je weniger Bewegung die Driveline erfährt, umso besser erfolgt die Heilung innerhalb des Bauchraumes. Dadurch können Infektionen vermieden werden.
Wie ein steriler Verbandswechsel erfolgt und auf welche Weise die Driveline fixiert werden kann, darüber gibt ein Anleitungskatalog Auskunft, den der Patient und seine Angehörigen bereits im Krankenhaus erhalten. Ferner gibt es eine bebilderte Infektionsskala anhand derer die für den Verbandswechsel zuständige Person leicht erkennen kann, ob sich an der Austrittsstelle eine Infektion gebildet hat.
Alle vorhandenen Akkus sollten bei Zimmertemperatur gelagert werden und regelmäßig zum Einsatz kommen müssen. Vor jedem Gebrauch müssen sie vollständig geladen sein und auf ihre Funktionsfähigkeit hin überprüft werden. Die Akkulaufzeit beträgt in der Regel 12 bis 20 Stunden.
Es gilt stets, die Akkus vor Feuchtigkeit zu schützen. Schwimmen ist daher mit einem LVAD nicht mehr möglich.
Gleiches gilt für die Steuereinheit, den Controller. Duschen ist unter Umständen mit Hilfe einer speziellen Duschtasche möglich.
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt, nach der Implantation eines LVAD zunächst ca. 6 Monate auf das Autofahren zu verzichten und während dieser Zeit zu beobachten, ob Kreislaufprobleme, Schwindel, Verwirrtheit oder andere Beschwerden auftreten, die die Fahrtüchtigkeit einschränken könnten.
Je nachdem, welche Absprachen mit der Klinik getroffen wurden, sind auch Reisen mit einem LVAD möglich. Es sollte jedoch vor Reiseantritt überprüft werden, ob ein geeignetes Krankenhaus vor Ort ist, das im Notfall aufgesucht werden kann. Hierfür sollte zudem ein Arztbrief mit aktuellen Diagnosen und Medikationsplan mitgeführt werden (bei Auslandsreisen ggf. in englischer Sprache).
Die Stromversorgung bei längeren Autofahrten kann über den Anschluss am Zigarettenanzünder gesichert werden.
Starke Gewichtsschwankungen können zu Komplikationen an der Driveline führen. Zudem verändert sich je nach Gewicht auch die Wirkungsintensität der Medikamente. Aus diesem Grund sollte ein LVAD-Patient versuchen, sein Gewicht durch eine ausgewogene Ernährung konstant zu halten.
Das Körpergewicht sollte allein schon wegen der zeitnahen Erkennung von Wassereinlagerungen täglich kontrolliert und dokumentiert werden.
Wichtig ist, bei der Ernährung auf den Vitamin K-Gehalt der Lebensmittel zu achten. Dieser sollte möglichst gering sein, da Vitamin K entscheidend an der Blutgerinnung beteiligt ist. Entsprechende Nährwerttabellen geben Aufschluss über den Vitamin K-Gehalt nahezu aller Lebensmittel.
Auf das Rauchen sollten Patienten mit einem LVAD verzichten, da es generell die Durchblutung verschlechtert.
Auch der Konsum von Alkohol sollte nach Möglichkeit einstellt werden oder zumindest in sehr eingeschränktem Maße erfolgen, da er zu starken Wechselwirkungen mit den eingenommenen Medikamenten führen kann.
Gerade für Patienten mit einem LVAD ist die tägliche Zahnhygiene von großer Bedeutung, da besonders Zahnfleischentzündungen (Paradontitis) ein enormes Risiko für die Herzgesundheit darstellen. Bei größeren zahnärztlichen Eingriffen wird empfohlen, prophylaktisch eine Stunde vor der Behandlung das Medikament Amoxillin (2g) einzunehmen, um so einer möglichen Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis) vorzubeugen. Auch sollte die Wirkung der blutverdünnenden Medikamente stets bei jedem Eingriff berücksichtigt werden.
Auch für Menschen mit einem LVAD ist körperliche Aktivität wichtig. Schon im Alltag sollte gezielt darauf geachtet werden, kürzere Wege zu Fuß zu erledigen, regelmäßig die Treppe dem Aufzug vorzuziehen oder immer mal wieder kleinere Spaziergänge zu machen. Sportliche Aktivitäten wie ein leichtes Training auf dem Ergometer sind ebenfalls empfehlenswert, sollten aber jegliche immer in Absprache mit den behandelnden Ärzten erfolgen. Kontaktsportarten und Schwimmen sind für Patienten mit einem LVAD Tabu.
Fahrtkosten für medizinisch notwendige Fahrten, die im Rahmen einer stationären, vor- oder nachstationären Krankenhausbehandlung nötig sind werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen.
Bei Vorliegen der Pflegestufe 2 oder 3 oder für Schwerbehinderte mit den Merkzeichen aG, Bl oder H kann die Übernahme der Kosten für Fahrten zu einer ambulanten Behandlung oder Kontrollterminen auf vorherigen Antrag bei der Krankenkasse unter Umständen übernommen werden.
Nach erfolgreicher Teilnahme an einer Schulung zum Thema Selbstmanagement der Blutgerinnungseinstellung erhält der Patient ein entsprechendes Gerät zur Kontrolle der Gerinnungswerte.
Nicht alle notwendigen Materialien zur Versorgung der Driveline sind verordnungsfähig. Für frei verkäufliche Materialien kann die Krankenkasse eine Kostenübernahme unter Umständen ablehnen. Es lohnt sich jedoch immer bei der zuständigen Krankenkasse ein Antrag eine Übernahme der Kosten für alle notwendigen Materialien im Rahmen einer Einzelfallentscheidung zu stellen.
Die Implantation eines LVAD geht für den Patienten mit einer individuellen Einschränkung seines Alltags einher. Aus diesem Grund kann ein Antrag auf Schwerbehinderung (ggf. mit besonderen Merkzeichen) gestellt werden. Da es keine bundesweite Regelung zur Einordung der Therapie mit einem LVAD gibt, können die anerkannten Grade der Behinderung je nach Wohnort des Antragsstellers variieren.
Da das Leben mit einem LVAD höhere medizinisch verursachte Kosten bedeutet, kann die es sinnvoll zu sein, zu überprüfen, inwiefern die Beantragung einer Zuzahlungsbefreiung bei der Krankenkasse Sinn macht.
Die individuelle Belastungsgrenze chronisch Kranker liegt bei einem Prozent des jährlichen Bruttoeinkommens des Haushalts.
Auch die Übernahme der, durch die notwenige Aufladung der Akkus verursachten Stromkosten kann bei der Krankenkasse beantragt werden. Hier helfen entsprechende Messgeräte oder aber Tabellen, die in der Klinik oder beim Hersteller des Systems erhältlich sind, den genauen Mehrbedarf zu bestimmen.
Acetylsalicylsäure: Besser bekannt als ASS oder Aspirin. Medikament, dass unter anderem die Blutplättchen in ihrer Funktion der Blutgerinnung hemmt und meist in Kombination mit Marcumar zum Einsatz kommt
ACE-Hemmer: Medikamente zur Senkung des Blutdrucks. Häufigste Nebenwirkung dieses Medikaments ist ein hartnäckiger Reizhusten.
Antikoagulation: medikamentöse Blutverdünnung
AT-I-Blocker (Sartane): Medikamente zur Senkung des Blutdrucks
Beta-Blocker: Medikamente zur Senkung des Blutdrucks und zur Erniedrigung der Herzfrequenz
Diuretika: Medikamente zur, Regulation des Flüssigkeitshaushalts im Körper.
INR-Wert (International Normalized Ratio): Gerinnungswert
Vitamin-K Antagonisten: Medikamente zur Blutverdünnung wie Marcumar, Warfarin und Acenocoumarol.
Pantoprazol: Medikament zum Schutz des Magens vor den Nebenwirkungen von Stress und anderen Medikamenten. Wird vor allem zur Prävention von Magengeschwüren in der medikamentösen Behandlung von LVAD Patient eingesetzt.
Plavix: Medikament, dass die Blutplättchen in ihrer Funktion der Blutgerinnung hemmt.
Thrombozyten: Blutplättchen. Bestandteil des Blutes, der an der Blutgerinnung beteiligt ist.
Pumpenthrombose: Verstopft ein Blutgerinnsel die Pumpe des LVAD, so spricht man von einer Pumpenthrombose. Die Pumpleistung lässt nach und der Stromverbrauch des Geräts steigt.
Kommt es zu dieser gefährlichen Komplikation, wird zunächst versucht, das Gerinnsel durch spezielle Medikamente aufzulösen. Ist diese sogenannte Lyse-Therapie nicht zielführend, ist meist der Austausch des Systems in einer weiteren Operation notwendig.
*Die Infos sind von uns aus unterschiedlichen Quellen im Zuge unserer Eingewöhnung mit dem LVAD gesammelt worden. Vielleicht sind sie als Ideengeber auch für dich und deine Familie interessant. Wir sind selbst nur Betroffene und keine Mediziner, daher wende dich bitte immer an deinen behandelnden Arzt, wenn etwas unklar ist. Wir übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit der Informationen.
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