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Blog Geschichten, die Mut machen Leben mit dem LVAD

Eckhart, 78: Ein Kunstherz: Vermutlich meine letzte Rettung

Im April 2019 spürte ich bei einem Urlaub mit dem Wohnmobil am Garda-See/Italien während einer Wanderung auf einmal eine Körperschwäche. Nach einer Pause ging es mir besser, doch ich entschied für den Rückweg zum Campingplatz einen Bus zu nehmen.
Am nächsten Tag haben meine Frau und ich eine Bus-Tour nach Verona unternommen. Dort bekam ich während eines Stadtrundgangs plötzlich Schmerzen in der Brust und im Rücken und mir wurde übel. Nach wenigen Minuten war alles wieder o.k. und wir haben unsere Stadtbesichtigung fortgesetzt. Ich vermutete mal wieder Magen- und Darmprobleme, an denen ich schon seit meiner Kindheit leide.
2 Tage lang auf dem Campingplatz war alles normal, danach setzten nachts wieder starke Brust- und Rückenschmerzen ein, Ich versuchte mit Schmerztabletten das zu lindern, was auch etwas half. Tagsüber war wieder alles o.k. Da ich die italienische Sprache nicht beherrsche, wollte ich hier keinen Arzt aufsuchen. Ich entschied daher, mit dem Wohnmobil ca. 1 000 km – mit einer Zwischenübernachtung – wieder zurück zu meinem Wohnort Hameln/Weser in Niedersachsen zu fahren. Es ging mir insgesamt wieder soweit gut und ich bin am Tag nach meiner Ankunft mit dem Fahrrad sofort zu meinem Hausarzt gefahren. Hier wurde ein EKG gemacht, ein Herzinfarkt diagnostiziert und ich wurde direkt von der Praxis mit einem Rettungswagen ins Hamelner Krankenhaus gebracht. Hier hat man eine Herzkatheter-Untersuchung vorgenommen, doch eine erforderliche Bypass-OP war hier in Hameln nicht möglich. Daraufhin wurde ich noch am selben Tag in die Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde verlegt. Eine erneute Untersuchung ergab, dass keine erhöhte Dringlichkeit vorläge und eine OP in 2 Tagen erfolgen könnte. Diese OP mit dem Legen von 4 Bypässen verlief gut und bereits nach einem Tag konnte ich das Bett verlassen und bin auch auf dem Flur meiner Station zu einer dort vorhandenen Toilette gelaufen.

4 Stunden Reanimation

Über die Zeit danach habe ich keine Erinnerung, denn ich wachte ca. 1 Tag später auf der Intensivstation des Krankenhauses auf, verkabelt an vielen Geräten. Ein Pfleger berichtete, dass mich auf dem Flur eine zufällig vorbeikommende Pflege-Schwester bewusstlos mit Herzstillstand gefunden und eine danach sofort eingeleitete Reanimation ca. 4 Stunden gedauert hätte.
2 Tage später erklärte mir ein Arzt, dass ich jetzt an ein stationäres Herzunterstützungssystem Impella angeschlossen wäre, da das aber keine Dauerlösung sei und mein Herz nur noch ca. 20% Leistung hätte, wäre ein normales Leben nur noch sehr eingeschränkt möglich. Und da in meinem Alter die Kosten für eine Herztransplantation von keiner Kasse mehr übernommen würden, hat er mir die Implantation eines VAD-Herzunterstützungssystem empfohlen. Ich willigte ein und 2 Tage später wurde die OP durchgeführt, was jedoch mit Problemen verbunden war, die eine erneute OP erforderlich machte.
Nach einer 4-wöchigen Reha wurde ich nach Haus entlassen. Es ging mir soweit gut, allerdings war das Tragen des erforderlichen Equipments für die Herzpumpe in einer Tasche ziemlich umständlich und auch gefährlich, denn es passierte mehrmals, dass durch das Verrutschen der Tasche ein Zug auf das in den Bauch führende Kabel erfolgte. Zuerst hatte ich mir mit einem Rucksack geholfen, doch dann bin ich im Internet auf ein spezielles Unterhemd gestoßen, das Sonja Meggers aus Berlin unter dem Namen GerHeart selbst herstellt. Ich trage das Hemd jetzt seit ca. einem Jahr, bin damit sehr zufrieden und kann es wirklich weiterempfehlen.

Übrigens hat sich 3 ½ Jahren nach der Implantation des VAD-Herzunterstüzungssystems meine Herzleistung von anfangs 20% auf jetzt 35% erhöht, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass ich mich sehr viel bewege.