Im Oktober 20 ging das los mit der Herzschwäche. Ich war schnell k.o. und da hat meine Frau mich natürlich zum Arzt gejagt, weil das bei mir normalerweise nicht so war. Mein Hausarzt schickte mich zum Kardiologen und der stellte sofort einen Einweisungsschein für das Krankenhaus aus. Ich bin dann in unser Krankenhaus gefahren und wurde gleich stationär aufgenommen. Nach den ersten Untersuchungen bekam ich dann 14 verschiedene Tabletten verabreicht und was soll ich sagen: es war alles Mist. Ich bin dann wieder nach Hause. Da ging es mir 2-3 Tage gut, bis ich wieder rein musste. Also wieder rein ins Krankenhaus und dann ging es bergab. Sie fingen wieder mit 14 Tabletten an, bis meine Organe das erste Mal richtig versagt haben. Dann wusste das Neubrandenburger Krankenhaus nicht mehr weiter und sie schickten mich in die Uniklinik in Rostock Die haben mich dann schon nach 3 Tagen wieder so gut hochgepäppelt, dass ich in das Neubrandenburger Krankenhaus auf die Intensivstation verlegt wurde.
Da lag ich dann bis Mitte November 2020. Es ging mir aber nicht besser und sie wussten nicht mehr weiter.
Von Neubrandenburg nach Rostock und von Rostock nach Berlin
Also: auf, auf, auf nach Berlin.
In Berlin entschieden sie sich dann erst für einen Defibrillator, um die Haupt-OP zu verzögern.
Zwischenzeitlich hatte ich dann ein Blutgerinnsel im Kopf. Von der Entscheidung der Ärzte und meiner Frau für ein LVAD am 30.11.2020 habe ich nichts mehr mitbekommen.
Es war natürlich ein Schock, als ich aufwachte und merkte, dass ich an irgendwelchen Kabeln hing. Ich dachte mir in Stillen nur „Was für eine Sch… haben die mit mir gemacht?!“.
Die Ärzte versuchten, mir zu erklären, was passiert ist, aber ich wollte es nicht wirklich hören und hab sehr aggressiv auf die Nachrichten reagiert. Sie verlegten mich dann auf die Intensivstation unter besondere Beobachtung, weil ich wohl verschiedene Sachen angestellt habe, wie zum Beispiel, dass ich mir die Nasensonde rausgerissen hab ohne es zu merken.
Damit das nicht wieder passiert, haben sie nicht lange gefackelt und mir einen Luftröhrenschnitt verpasst und die Sonde dahin verlegt.
In der Zeit, in der ich auf der Intensivpflege lag, verlor ich 20kg an Gewicht, konnte nicht mehr laufen und nicht sprechen. Das musste ich alles wieder lernen. Gott sei Dank hatte ich einen (wirklich nur einen!) super Pfleger, der mich in dieser Situation stark unterstützt hat.
Nach ein paar Wochen konnte ich dann mit meinem LVAD und einem Rollator alleine sehr langsam wieder laufen.
Das hieß, dass es endlich auf die Pflegestation ging. 3 Wochen lang musste ich den Umgang mit dem LVAD, den Tabletten, Essen und Muskelaufbau der Beine lernen.
Ach ja und es war zu keiner Zeit Besuch erlaubt (Corona). An manchen Tagen habe ich geheult, weil ich es nicht mehr aushalten konnte in diesem Krankenhaus und war mit meiner mentalen Kraft am Ende.
„Auf zur Reha!“ – oder doch nicht?
Mitte Februar kam dann endlich die Nachricht „Auf zur Reha!“. Ich hab mit Vorfreude alles gepackt und bin ab zur Reha. Nach einstündiger Fahrt gab es dann gleich wieder Stress wegen der Corona-Regeln.
Es hieß: Herr T., Sie haben jetzt zwei Optionen: entweder, sie gehen 2 Wochen in Quarantäne, machen dann 3 Wochen Reha und gehen dann wieder 2 Wochen in Quarantäne oder Sie fahren jetzt direkt nach Hause.“ Das habe ich mir natürlich nicht zweimal sagen lassen. Ich hab mir einen Fahrer besorgt und der hat mich dann nach insgesamt 3 Monaten Krankenhausaufenthalt nach Hause zu meiner Frau gebracht.
YIPPIE!
Natürlich habe ich alles vorher mit der Rehaklinik besprochen, so dass ich zu Hause mit den Aufgaben/dem Training beginnen konnte.
Also Feuer frei! Ich habe verschiedene Gerätschaften besorgt und natürlich die Treppen! Verdammt viele Treppen rauf und runter. Immer wieder bis die Kraft halbwegs wieder da war. Ich habe alles so gemacht, wie die Reha-Ärztin es von mir verlangt hat. Und ich merkte dann, dass meine Kraft täglich immer besser wurde. Ich nahm zu, die Kraft war wieder da und ich sagte mir: „los! Immer weiter!“.
Ja dann ging immer mehr. Meine Frau und meine Eltern haben mich natürlich unterstützt. Richtig gut unterstützt. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt an dem sie gesagt haben: „komm‘, beweg dich. Du kannst auch alleine laufen.“ Ich saß natürlich auch die erste Zeit nur rum. Sie haben mir sogar die Stullen geschmiert bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie gemerkt haben: unser Remo kann das ja schon wieder. Und so ging das dann los.
Meine Frau ist wieder arbeiten gegangen. Ich saß dann alleine zu Hause und musste alles alleine machen. Und so hab ich mir dann auch meine Tagesordnung selbst gestaltet und das lief einwandfrei.
Und dann kam der Sommer. Geil! Raus in den Garten (alleine) mit Übernachtung. Da hab ich dann alles, wirklich alles gemacht, was ich früher auch gemacht habe. Nur eben langsamer. Ich hab halt nicht einen Tag gebraucht, sondern hab drei Tage dafür gebraucht. Aber ich hab wirklich alles alleine gemacht. Ich war stolz wie Bolle auf mich. Klar war ich knülle, aber ich hab da geschlafen wie ein Murmeltier 😉
Im Juni/Juli 2021 sind wir sogar in den Urlaub in die Bastei gefahren. Und was soll ich sagen? Erholung pur für meine Frau und mich.
Aber auch ich habe mal Tage, an denen hab ich keine Lust was zu machen. Das gönne ich mir auch mal und sag mir „Alter, bleib heute mal liegen und mache nix“…und es klappt, meine Frau unterstützt mich auch an diesen Tagen wieder.
Und jetzt arbeite ich sogar wieder auf Minijob-Basis, weil mir zu Hause so langweilig war. Also im April 22 hab ich mir einen 450€-Job gesucht und mache jetzt Gartenarbeit. Damit mir nicht so langweilig wird und ich beschäftigt bin. Das alles kann ich machen, weil ich das GerHeart hab. Ich zieh es morgens an und erst abends wieder aus. Ich bin damit total beweglich, sogar so sehr, dass ich wieder Fahrradfahre und eigentlich auch gerne Motorrad fahren würde, aber da hat das Straßenverkehrsamt leider was dagegen.
Urlaub machen wir sehr viel. Jedes Jahr zwei Mal. Wenn nicht sogar dreimal. Im Oktober fahren wir wieder weg. Zur Erholung für mich und natürlich für meine Frau. Sie braucht das natürlich auch, weil ich weiß, dass ich auch mal ein kleiner Stinkstiefel sein kann.
Und wie gesagt, mir geht es echt gut. Ich bin natürlich auch einfach dankbar dafür, dass es das LVAD gibt. Ohne dieses Gerät wäre ich nicht mehr da.
Das ist meine Geschichte.
