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Geschichten, die Mut machen

Axel: Habt keine Angst, das Leben wird besser!

LVAD HemdIm Jahr 2010 stellte man bei einer Röntgenuntersuchung wegen einer Pneumonie eine Schädigung des Herzens fest. Zunächst machte ich mir keine großartigen Sorgen, bis mir die Kardiologen erklärten, dass meine Herzschwäche irreparabel sei und sich weiter verschlechtern würde.
Es wurde ein Defibrillator implantiert und ich bekam verschiedenste Medikamente, aber die Pumpleistung ließ mehr und mehr nach.
Als man erstmals von einer späteren Herztransplantation sprach, wurde mir endgültig klar, dass meine Lebenszeit wohl bald enden würde. Die Hoffnung auf ein Spenderherz konnte ich bei meinem Alkohol- und Nikotinkonsum direkt begraben. Als Alternative pries man mir nun im Jahr 2015 ein LVAD an. Ohne mich weiter über dieses Gerät informieren zu lassen, verneinte ich den Eingriff. In meiner Phantasie sah ich mich mit einem Kabel aus dem Bauch einen Batteriewagen hinter mir herziehen…

In den Folgejahren wurde der Defi durch ein ICD (implantable cardioverter-defibrillator) ersetzt,
ein Stent wurde gesetzt und die Mitralklappe durch einen Mitra-Clip abgedichtet. Die Medikation änderte sich auch nach jeder Untersuchung und jede dieser Maßnahmen verzögerte den für mich inakzeptablen Einbau des LVADs.

Anfang 2021 konnte ich kaum noch die Hauptstraße vor unserem Haus überqueren, ohne auf der anderen Seite 10 Minuten nach Luft zu schnappen. Notgedrungen und auch etwas kleinlaut begab ich mich ins Krankenhaus und stimmte der Implantation des LVAD zu. Der Eingriff verlief problemlos,
allerdings machte ich mir viele Gedanken, wie mein „neues“ Leben nun weitergehen würde.

Der Alltag mit dem LVAD

Die Anfangszeiten waren natürlich ungewohnt mit regelmäßigen Verbandwechseln, mit dem Kabel, an das ich mich nicht gewöhnen konnte, mit der Tasche für den Controller usw.
Auch bzgl. meiner Kleidung machte ich mir Gedanken. Dann fand ich verschiedene Selbsthilfegruppen und dort die entscheidenden Tipps., u.a. auch das LVAD-Hemd…
Endlich fing das Leben an, sich zu normalisieren: Mit dem LVAD-Hemd kann ich mich normal bewegen, habe keine Tasche umhängen und kann nirgendwo mit dem Kabel hängenbleiben. Mit unserer Selbsthilfegruppe haben wir einmal monatlich ein Treffen im Restaurant und planen gemeinsame Unternehmungen, zuletzt eine Radtour rund um den Essener Baldeneysee.
In dieser Gruppe erfuhr ich, dass manche ihr Gerät schon neun Jahre haben. Seitdem habe ich,
der 2013 glaubte, es wäre seine letzte Bundestagswahl, wieder Hoffnung, doch noch meinen
70. Geburtstag zu feiern. Das sind noch sieben Jahre bis dahin, in denen ich lediglich vermissen werde, dass ich nicht schwimmen gehen kann. Alles andere geht, zwar langsamer als früher,
aber es geht. Und meine Freunde behaupten immer: Du mit deinem Gerät wirst uns noch alle überleben!
Also, wer auch immer diese Diagnose bekommt: Habt keine Angst davor, das Leben wird besser!