Mir hat das HeartMate3 LVAD das Leben gerettet. Und ich selbst, aber auch alle, die mich kennen sind davon beeindruckt, was dieses Wunderwerk der Technik so schafft.
Trotzdem will ich nicht leugnen, dass es zunächst eine ganz schöne Herausforderung war, sich mit der neuen Situation zu arrangieren.
Von Taschen und Westen
Als ich nach Monaten aus dem Krankenhaus entlassen wurde, verstaute ich meine Akkus und den Controller zunächst in einer Tasche, die man uns gegeben hatte.
Ich hatte nach über 6 Monaten im Bett kaum noch einen Muskel am Körper und die Tasche hing wie Blei an mir. Und hatte zahlreiche Nachteile, die im Blog nachzulesen sind.
Gleiches galt für die Gürteltasche. Während des Krankenhaus-Aufenthalts hatte ich sehr stark an Gewicht verloren und meine Hosen waren alle zu groß geworden. Zusammen mit der schweren Gürteltasche rutschte alles fürchterlich und war somit für mich auch keine geeignete Dauerlösung.
Ein Rucksack war der nächste Versuch. Warum mir der nicht gefiel, ist auch eine längere Geschichte, die hier im Blog zu finden ist.
Also begann ich, immer unterstützt von meiner Familie, nach anderen Wegen zu suchen, die Akkus und den Controller am Körper zu tragen. Eine Anglerweste war der nächste Versuch. Die konnte ich aber nur über der Kleidung tragen. Zum einen sah es in meinen Augen recht sonderbar aus, immer mit einer Anglerweste rumzulaufen, zum anderen hatte ich das Gefühl, dass die Weste die Akkus und den Controller doch sehr in den Fokus rückte.
Der Weg zu GerHeart
Vor der Operation, die alles verändern sollte, versprach meine Schwiegertochter mir, dass sie mir jede erdenkliche Tasche nähen würde, die ich in Zukunft bräuchte, um die Akkus und den Controller am Körper zu tragen. Damals dachte ich noch, das ich dieses Angebot gar nicht in Anspruch nehmen müsste, da es ja Taschen und Rucksäcke für diesen Zweck gab. Aber nachdem ich nun alles getestet hatte, war ich dankbar, dass wir gemeinsam nach einer besseren Lösung suchen konnten. Wir begannen zu überlegen, wie wir die Akkus und den Controller nah am Köper verstauen und sie so nahezu unsichtbar machen könnten.
Ein Hemd mit Taschen wäre die beste Lösung.
Wichtig war mir, dass das Hemd aus Baumwolle ist, damit man nicht schwitzt oder friert. Trotzdem brauchte es eine Verstärkung, um das Gewicht der Akkus tragen zu können, ohne auszuleiern. Die Taschen sollten sich verschließen lassen, damit die Akkus und der Controller nicht herausfallen, wenn man sich nach vorne beugt. Außerdem sollten die Akkus so positioniert sein, dass sie nicht ständig mit dem Hosenbund in Konflikt kämen.
Wir grübelten gemeinsam viele Monate, entwickelten Ideen, testeten, verwarfen erste Entwürfe und testeten weiter.
Schon der erste Prototyp machte das Leben ein großes Stück leichter.
Schlussendlich kamen wir bei dem Hemd an, dass ich heute jeden Tag trage und das ich nie mehr missen möchte.
In Anlehnung an meinen Namen Gerhard und das HeartMate3 nannte meine Schwiegertochter das Hemd fortan GerHeart.
Ich nutze immer 7 Stück, damit ich für jeden Tag in der Woche eines habe.
Die Hemden lassen sich wunderbar im Schonwaschgang bei 30°C in der Maschine waschen und durch ein Waschmittel für schwarze Farben bleiben sie lange schön. Wir trocknen die Hemden dann immer auf dem Wäscheständer. Und auch wenn meine Schwiegertochter sagt, dass man die Schultergurte und die Taschen bügeln könnte, so machen wir uns diese Arbeit nicht. Wir streichen die Teile einfach in nassem Zustand glatt und dann sieht alles auch nach dem Trocknen wunderbar aus (hier gelangst du zu den Pflegehinweisen).
Für einen selbständigen Alltag
Ich brauchte erst etwas Übung, aber nun kann ich meinen GerHeart ganz ohne fremde Hilfe an- und ausziehen. Ich bestücke es zunächst mit den Akkus und dem Controller und ziehe es dann an. Die Driveline lege ich mir so zurecht, dass sie gut am Körper anliegt und mich nicht behindert.
Dann ziehe ich mein Oberhemd an und schon ist das HeartMate 3 LVAD mit seinem schweren Zubehör quasi unsichtbar. Das Gewicht verteilt sich wunderbar am Körper, so dass ich es kaum spüre und niemand sieht, dass ich „krank“ bin.
Endlich kann ich mich wieder ganz normal im Alltag bewegen. An guten Tagen kann ich wieder Gartenarbeit machen, im Haushalt helfen oder sogar einen kleinen Stadtbummel machen. Mit einer Tasche wäre das niemals denkbar gewesen.
Und an nicht so guten Tagen ziehe ich meinen GerHeart trotzdem morgens an. Wenn ich mich dann zwischendurch mal hinlegen muss, nehme ich einfach einen Akku aus der Tasche und kann wunderbar auf der Seite liegen und mich ausruhen oder sogar schlafen.
So wie die Operation und ihre Folgen ein einschneidendes Erlebnis für mich und meine Familie war, so ist auch die Veränderung, die dieses Hemd bewirkt hat, enorm.
Ich muss gestehen, dass ich zunächst große Probleme damit hatte, mich mit dem LVAD zu arrangieren, aber jetzt gibt es Momente, in denen ich das Gerät vollkommen vergessen kann. Herrlich!
